PRESSEEINLADUNG

Wie politische Argumentation funktioniert

Interdisziplinäres Team der Universität Konstanz kann mit einer selbst entwickelten Software die Argumentationsstrategien bei der Schlichtung von „Stuttgart 21“ analysieren – Ein Abschlussworkshop in Stuttgart mit Schlichter Heiner Geißler stellt Ergebnisse vor

Öffentliche Großprojekte führen in Demokratien immer wieder zu Konflikten zwischen Staat und Bürgerschaft. Unter dem Titel „VisArgue – Wie und wann überzeugen Argumente?“ beschäftigte sich an der Universität Konstanz ein interdisziplinäres Team aus den Fächern Politikwissenschaft, Linguistik und Informatik seit 2013 mit der Frage, wann politische Verhandlungen erfolgreich sind und warum. In einem abschließenden Workshop am 18. und 19. Februar 2016 in Stuttgart werden sowohl das innovative Analyseinstrument als auch am Beispiel des Schlichtungsverfahrens von „Stuttgart 21“ Ergebnisse vorgestellt. Neben Beiträgen einschlägiger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wird sich auch der Politiker Dr. Heiner Geißler, der die Schlichtung zu „Stuttgart 21“ moderierte, äußern.

Gegenstand des Projekts „VisArgue“ waren neue Formen der Bearbeitung von Konflikten zwischen Staat und Bürgerschaft wie Mediation oder Bürgerforen. Ziel war, automatische Verfahren zur Analyse politischer Kommunikation zu entwickeln, die Rückschlüsse auf das Ausmaß und die Effekte von Argumentation in Verhandlungen erlauben. Das Konstanzer Team um die Projektsprecherin und Linguistin Prof. Dr. Miriam Butt, die Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Katharina Holzinger und den Informatiker Prof. Dr. Daniel Keim entwickelte eine Kombination von Methoden, die eine detaillierte linguistische Verarbeitung von realen Mediationsverfahren, eine statistische Textanalyse allgemeiner Muster von Verhandlungen sowie ein visuelles Tool, das Kommunikationsmuster auf einen Blick erkennbar macht, erlauben.

Diese Analysesoftware kann auch große Textmengen wie die Transkription des Mediationsverfahrens zu „Stuttgart 21“ auf Argumentationsstrukturen hin untersuchen. Die Projektgruppe hat das ausgearbeitete Analyseinstrument dazu genutzt, in diesem immensen Textkorpus nach Mustern zu suchen, die Aufschluss darüber geben, wie in der Politik argumentiert wird und wann von einem deliberativen Verfahren – dem rationalen Austausch von Argumenten – gesprochen werden kann.

Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms „eHumanities“ gefördert. Die Analysesoftware soll auf der Infrastrukturplattform CLARIN einer breiten Forschungsöffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.


Hinweis an die Redaktionen:
Der Workshop „Analyse und Visualisierung von politischen Verhandlungen“ findet am 18. und 19. Februar 2016 im Bahnhofsturm (Turmforum) des Stuttgarter Hauptbahnhofs statt. Medienvertreterinnen und Medienvertreter sind herzlich eingeladen. Sollten Interview-Wünsche bestehen, wird um einen Hinweis gebeten. Anmeldungen können gern per E-Mail an kum@uni-konstanz.de vorgenommen werden.

Das Programm ist nachzulesen unter:
www.visargue.uni-konstanz.de/de/events/final-workshop.html


Sie stellen Ergebnisse des interdisziplinären Projektes „VisArgue – Wie und wann überzeugen Argumente?“ beim Abschlussworkshop in Stuttgart vor: (v.l.) Projektsprecherin und Linguistin Prof. Dr. Miriam Butt, Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Katharina Holzinger und Informatiker Prof. Dr. Daniel Keim.