Specola: 180 x 190 cm, Öl und Ei auf Leinwand, 2016

Mit doppeltem Boden

Gemeinsam mit Studierenden der Universität Konstanz entstand im Kunstraum Kreuzlingen eine Ausstellung mit der ungewöhnlichen Tiermalerei der Künstlerin Nikola Irmer

In eine Kunstausstellung geht man für gewöhnlich, um zu betrachten. Von diesen Leinwänden wird jedoch zurückgeschaut – aus Glasaugen von Tierpräparaten, gemalt in Öl. Die Vernissage der Ausstellung ANIMALERISCH, die Werke der Berliner Künstlerin Nikola Irmer zeigt und die in Kooperation mit dem Studiengang Literatur – Kunst – Medien der Universität Konstanz entwickelt wurde, ist am 7. Juli 2017 um 19 Uhr im Kunstraum Kreuzlingen (Schweiz). Das Rahmenprogramm bietet eine Theaterperformance und ein Künstlergespräch mit Nikola Irmer, dem Kunsthistoriker Prof. Dr. Robert Felfe von der Universität Hamburg und der Kunsthistorikerin Lisanne Wepler von der Universität Leiden.

Die Berliner Künstlerin Nikola Irmer widmet sich in ihren jüngsten Werken vor allem der Präsentation von Tierpräparaten in naturhistorischen Sammlungsräumen. Das Thema nimmt damit Bezug zum aktuellen Forschungsdiskurs des „Animal Turn“ auf, in dem tierethische, ökologische, aber auch wissenschaftshistorische Aspekte des Mensch-Tier-Verhältnisses (Stichwort „Der Mensch als das andere Tier“) untersucht werden. Die Werke von Nikola Irmer zeigen ausgestellte tote Körper, die zugleich lebendig wirken. Auf diese Weise können Ästhetik und wissenschaftliche Taxidermie (Teilgebiet der Tierpräparation), Mensch und Tier, Natur und Kunst nicht nur nebeneinanderstehen, sondern sie werden auf ungewöhnliche Weise miteinander in Bezug gesetzt.

In einem auf zwei Semester angelegten Seminar haben Studierende der Universität Konstanz im Studiengang Literatur – Kunst – Medien von Prof. Dr. Karin Leonhard gemeinsam mit der Schweizer Kuratorin Sibylle Omlin ein Vermittlungskonzept entwickelt und sich mit der Geschichte des Ausstellens kritisch auseinandergesetzt. So sind die angehenden Kunstwissenschaftlerinnen und Kunstwissenschaftler von der Theorie zur Praxis übergegangen und haben ein klares Ausstellungskonzept realisiert. Im Tiefparterre des Kunstraumes entsteht darauf aufbauend eine moderne Wunderkammer, ein Ort für Jagdtrophäen, Kunst und Kulturobjekte sowie Naturgegenstände – modern, da diese frühzeitige Ausstellungsform um soziale Medien bereichert und neu interpretiert wird.

Beide Ausstellungsräume können unabhängig voneinander besucht werden, doch bei Künstlergesprächen und Führungen werden Brücken geschlagen, und der herkömmliche Galerieraum wird erweitert. Unter dem Ausstellungsraum verbirgt sich im Tiefparterre eine unbekannte Welt, die das historische Fundament unserer Ausstellungskultur bildet. So entsteht wortwörtlich eine Ausstellung mit doppeltem Boden. In bewusster Spannung zwischen den beiden Polen geht es in der Ausstellung ANIMALERISCH um die adäquate Schau der Bilder Nikola Irmers und zugleich um eine Reflexion über ihre Präsentations- und Rezeptionsbedingungen.

Medienvertreterinnen und Medienvertreter sind am Mittwoch, 5. Juli 2017, um 10.30 Uhr zu einer Begehung der Ausstellung ANIMALERISCH im Kunstraum Kreuzlingen eingeladen. Über eine Anmeldung vorab würden wir uns freuen. Bitte an: kum@uni-konstanz.de

Faktenübersicht:

  • Ausstellung: ANIMALERISCH
  • Vernissage am 7. Juli 2017.
  • Geöffnet vom 7. Juli bis 23. Juli 2017. Freitags von 15 bis 20 Uhr, samstags und sonntags von 13 bis 17 Uhr
  • Führungen jeweils sonntags (9.7., 16.7., 23.7.) um 15 Uhr