Juristische Examensvorbereitung ohne Repetitor

Das „Examinatorium“ am Fachbereich Rechtswissenschaft der Universität Konstanz hat sich zum Erfolgsmodell entwickelt

Der Fachbereich Rechtswissenschaft der Universität Konstanz hat in den vergangenen fünf Jahren ein besonderes Lehrkonzept entwickelt, das sich der Studienabschlussphase widmet. Das „Examinatorium“ hält ein umfassendes Betreuungsangebot bereit, das die Studierenden fit macht für die verschiedenen Formen der Abschlussprüfung. Es hat neben Lehrveranstaltungen und Klausuren-Kursen auch individuelle Beratung und speziell zugeschnittene Übungskurse im Programm. Eine breit angelegte Befragung belegt die große Zufriedenheit der Jura-Studierenden an der Universität Konstanz mit dem Konzept, das fünf Jahre lang erprobt, verfeinert und ergänzt wurde.

Das Examinatorium trägt mittlerweile erheblich zur Attraktivität des Jura-Studiums in Konstanz bei. Während an Universitätsstandorten normalerweise mehr als 90 Prozent der Jura-Studierenden ein kommerzielles und privat finanziertes Repetitorium nutzen, sind dies in Konstanz weniger als 50 Prozent. „Wir haben den Auftrag, die Studierenden an den öffentlichen Hochschulen zu einem Abschluss zu bringen. Deshalb müssen wir auch eine Examensvorbereitung anbieten, die dieses Ziel ermöglicht“, stellt Prof. Dr. Oliver Fehrenbacher, der Koordinator des Programms, fest. Der Rechtswissenschaftler vertritt an der Universität Konstanz die Bereiche Bürgerliches Recht und Steuerrecht.

Eine im zurückliegenden Sommersemester 2017 durchgeführte Gesamtevaluation belegt eine überragende Zufriedenheit der Studierenden mit dem Examinatorium. Auch die Zahl der Teilnehmenden an dem Programm zur Examensvorbereitung dokumentiert dies eindrucksvoll. In Probeexamen und Examensklausuren verdoppelten sich nahezu die Teilnehmendenzahlen im Vergleich zu 2012. Insgesamt besteht das Examinatorium aus mehreren verschiedenen Elementen. Zu den auch an anderen Hochschulen üblichen speziellen Lehrveranstaltungen und Klausuren-Kursen kommen an der Universität Konstanz Module, die es gestatten, auf individuelle Anforderungen zu reagieren. Auch arbeiten die Dozentinnen und Dozenten nicht mit einheitlichen Lehrmaterialien, sondern passen sie je nach Veranstaltung dem Prüfungsbedarf an.

In der „Klausuren-Klinik“ werden bereits geschriebene Klausuren besprochen, in einem individuellen Coaching werden Lernstrategien vermittelt, in „Express-Klausuren“ wird mit den Abläufen der fünfstündigen Staatsexamens-Klausur vertraut gemacht. Beratung gibt es darüber hinaus für alle Prüfungseventualitäten, insbesondere auch bei Misserfolgen. So macht der Fachbereich Rechtswissenschaft Werbung für eine Anlaufstelle, die im Fall von nicht bestandenen Klausuren mit Rat zur Seite steht. Die Beratung übernehmen in dem Gesamtprogramm angestellte Mitarbeiter.

Das Examinatorium ist nicht an Semestergrenzen gebunden, passt sich zeitlich in das reguläre Lehrangebot ein, so dass keine Veranstaltungen verpasst werden müssen, und findet ganzjährig statt. Das bedeutet, dass es auch während der vorlesungsfreien Zeit ein Lehrangebot zur Vorbereitung auf die Abschlussprüfung gibt. Gehalten werden die Lehrveranstaltungen von sogenannten Abgeordneten Praktikern. In der Regel sind dies Juristinnen und Juristen, die in der Justiz bereits ein Richteramt innehaben oder als Staatsanwältin oder Staatsanwalt tätig sind. Diese spezielle Konstanzer Einrichtung macht die Studierenden bereits während des Studiums mit der juristischen Praxis vertraut.

Die Kosten für das zusätzliche Lehrangebot, das kommerzielle und für die Studierenden mehrere tausend Euro teure Repetitorien ersetzen soll, trägt neben dem Fachbereich das Projekt „b³ – beraten, begleiten, beteiligen“ zur Verbesserung der Studienbedingungen und der Qualität der Lehre an der Universität Konstanz. Das Projekt wird wiederum im Rahmen des „Qualitätspakts Lehre“ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Faktenübersicht:

  • Examinatorium zur Vorbereitung von Abschlussprüfungen im Fachbereich Rechtswissenschaft als Alternative zu kommerziellen Angeboten
  • Seit Wintersemester 2012/2013
  • Finanziell unterstützt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des „Qualitätspakts Lehre“.