Eine zuverlässige Quelle

Presseinformation Nr. 4 vom 11. Januar 2013

Eine Vortragsreihe zum Reichenauer Mönch Hermannus Contractus beleuchtet das Thema Zeit aus der Sicht unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen

Im Jahr 2013 feiert der Reichenauer Mönch Hermannus Contractus (1013-1054) seinen 1.000 Geburtstag. Dieses besondere Jubiläum nehmen das Konstanzer Wissenschaftsforum der Universität Konstanz und die Gemeinde Reichenau in Kooperation mit der Stiftung Welterbe Klosterinsel Reichenau, den Kliniken Schmieder und dem Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ zum Anlass für die Vortragsreihe „Hermannus Contractus – Zeit und Leben“. Den Auftakt am Mittwoch, 16. Januar 2013, macht Professor Dr. Ulrich Rüdiger, Rektor der Universität Konstanz, der über „Die Entwicklung der klassischen Mechanik – von Hermannus Contractus bis Isaac Newton“ spricht. Insgesamt umfasst die Reihe sechs Veranstaltungen, die über das gesamte Jahr verteilt sein werden. Alle Vorträge finden im Kapitelsaal im Münsterpfarrhaus auf der Insel Reichenau, Münsterplatz 4, statt. Beginn ist jeweils um 20 Uhr (Einlass ab 19.30 Uhr). Der Eintritt ist frei.

Hermannus Contractus – auch Hermann der Lahme – führte nicht nur als Erster eine präzise Zeitzählung und die Benennung „vor“ und „nach“ Christus in die Geschichtsschreibung ein, sondern verfasste auch das „Chronicon“: Eine Weltchronik, die die Zeitspanne von Christi Geburt bis ins Jahr 1054 umfasst und auch heute noch als zuverlässige Quelle für diese Zeitspanne geschätzt wird.

Zur Auftaktveranstaltung wird Prof. Dr. Gerhart v. Graevenitz, Kuratoriumsmitglied des Konstanzer Wissenschaftsforums und ehemaliger Rektor der Universität Konstanz, ins Thema rund um die Zeit aus der Sicht unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen einführen. Der anschließende Vortrag von Ulrich Rüdiger nimmt die Perspektive der Physik ein und schreitet die Entwicklung der klassischen Mechanik von der Geburt des Hermannus Contractus im Jahr 1013 bis zum Tod Isaac Newtons im Jahr 1727 ab, stets in lebendigem Bezug zur Weltgeschichte. Welche Messinstrumente mussten erst noch erfunden werden, um die Physik voranzutragen, welche Methoden mussten entwickelt werden – und wie wirkten sich Ereignisse wie Pest und Inquisition, Reformation und Gegenreformation, die Erfindung des Buchdrucks oder die großen Reiseentfernungen auf die Wissenschaft aus? Am Ende des Vortrages werden die Planetenbewegung und das Gravitationsgesetz entdeckt sein, die Grundgesetze der Bewegung und mit ihnen das Konzept des Determinismus werden formuliert sein, und die Menschheit wird mitten im heliozentrischen Weltbild stehen – am Fuß der Aufklärung.

Auf die Auftaktveranstaltung folgt am 20. Februar 2013 Prof. Dr. Ernst Pöppel vom Institut für Medizinische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München mit seinem Vortrag „Fließt die Zeit oder springt sie? – Beides ist richtig“. Der Konstanzer Biologe Prof. Dr. Max von Tilzer spricht am 17. April 2013 über „Zeitskalen in der Entwicklung von Erde, Leben und Mensch“. Am 10. Juli 2013 kommt Prof. Dr. Valentin Groebner vom Historischen Seminar der Universität Luzern für den Vortrag „Zeitverschiebungen praktisch: Woher kommen die Mittelalterbilder des 21. Jahrhunderts?“ Dr. Andrea Rehling vom Leibniz-Institut für Europäische Geschichte Mainz berichtet am 16. Oktober 2013 über „Zeitreisen um die Welt – Die Ortszeit und das Zeitregime des Weltkultur- und Naturerbes der UNESCO“. Der Philosoph Prof. Dr. Gottfried Gabriel von der Universität Jena, ehedem Universität Konstanz, beschließt die Reihe mit dem Thema „Zeit, Zeitlichkeit und Ewigkeit – philosophisch betrachtet“.

Das Konstanzer Wissenschaftsforum wurde 2006 gegründet und ist die Plattform der Universität Konstanz für Wissenstransfer und Wissenschaftskommunikation. Als Schnittstelle zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ist es Dialogpartner rund um die Themen Forschung und Hochschule. Es beschäftigt sich mit Fragen der Wissenschaftsorganisation ebenso wie mit aktuellen Forschungsthemen.