Die Rolle von Altersbildern besser verstehen

Gesundheitspsychologin der Universität Konstanz ist Co-Herausgeberin einer Sonderausgabe des European Journal of Ageing zu psychologischen Altersbildern – einer wichtigen Größe für Entwicklung und Gesundheit

Die Diskussionen im Zuge der COVID-19-Pandemie unterstreichen, welch hohe Relevanz die Forschung zu Altersbildern hat: Im Zusammenhang mit der Pandemie werden ältere und alte Menschen zumeist als eine kaum differenzierte Risikogruppe betrachtet – als vulnerabel, hilflos und des gesellschaftlichen Schutzes bedürftig. Psychologische Altersbilder, das heißt, persönliche Vorstellungen vom Älterwerden und von älteren Menschen, stehen im Fokus eines Sonderbeitragsbandes in der Dezember-Ausgabe der wissenschaftlichen Fachzeitschrift European Journal of Ageing. Herausgegeben wird der Band von Dr. Verena Klusmann vom Arbeitsbereich Psychologische Diagnostik und Gesundheitspsychologie der Universität Konstanz und Prof. Dr. Anna E. Kornadt, die an der Université du Luxembourg zum Thema Altern lehrt und forscht. Die Beiträge stellen die zentralen Ergebnisse des Netzwerks „Altersbilder“ dar, das von Verena Klusmann koordiniert wird.

 „Die mangelnde Differenzierung dieser Altersgruppe ist eine überspitzte, aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbare Vereinfachung, die die Anstrengungen für differenziertere Altersbilder und für weniger Altersdiskriminierung gefährden kann“, sagt Verena Klusmann, die derzeit eine Vertretungsprofessur an der Universität Hamburg innehat. In acht Beiträgen präsentieren internationale Forscherinnen und Forscher mit dem Sonderbeitragsband neue theoretische, methodische und empirische Befunde, wie sich Altersbilder über die Lebensspanne darstellen, entwickeln und auswirken. Dabei wird deutlich: Psychologische Altersbilder stellen eine wichtige Größe im Kontext von Entwicklung, Verhalten und Gesundheit dar. 

Wer aktiv ist, fühlt sich jünger und lebt länger
Die Autorinnen und Autoren zeigen, wie Vorstellungen über das eigene Altern und das Altern anderer sich bei älteren und jüngeren Menschen unterscheiden und dass Menschen, die sich jünger fühlen, andere Alltagsaktivitäten aufnehmen und gar länger leben als Menschen, die sich älter fühlen. In weiteren Artikeln des Bandes wird ausgeführt, dass Menschen, die körperlich aktiv sind, sich bis zu 20 Jahre später jünger fühlen, während nach kritischen Gesundheitsereignissen der Blick auf das Altern negativer ausfällt.  

Gerahmt wird der Sonderband durch eine theoretische Arbeit, die einen neuen Modellansatz für Altersbilder über die Lebensspanne vorschlägt, und durch eine systematische Übersichtsarbeit, die bewährte und innovative Messinstrumente vorstellt. Verena Klusmann ist leitende Autorin dieser zentralen Publikationen, die den aktuellen Stand zum Thema Altersbilder und eine Reihe neuer Befunde präsentieren und so dabei helfen, funktionale Gesundheit im Altern besser zu adressieren.  

Wissenschaftliche Erkenntnisse in die Gesellschaft bringen
Die Beiträge stellen die zentralen Ergebnisse des Netzwerks „Altersbilder“ dar, das von Verena Klusmann koordiniert wird. In dessen Rahmen untersuchen internationale Wissenschaftlerinnen die Ursprünge und Auswirkungen von Altersbildern und die dahinterliegenden psychologischen Mechanismen. „Ein solches Verständnis ist notwendig, um die richtigen Stellschrauben zu identifizieren und die Umsetzung unserer wissenschaftlichen Erkenntnisse in Interventionen und Politik voranzubringen“, sagt Verena Klusmann. Das Netzwerk wird seit 2017 von der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) gefördert.

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