„Integration bewegt!“

Podiumsdiskussion des Konstanzer Exzellenzclusters „Kulturelle Grundlagen von Integration“ und der Kulturinitiative RAUM3.

Wie mit einer sozialen Vielfalt umgehen, die als bereichernd, aber auch als konfliktträchtig wahrgenommen wird? Die Chancen und Herausforderungen, die sich der deutschen Einwanderungsgesellschaft aktuell stellen, sind Thema der Podiumsdiskussion „Integration bewegt!“ am Sonntag, 8. Mai 2016, um 17.30 Uhr. Der Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ der Universität Konstanz und die Kulturinitiative RAUM³ laden zu der Veranstaltung in den Wolkenstein-Saal im Kulturzentrum am Konstanzer Münster ein.

Debatten über Migration und Integration bewegen Menschen deutschland- und europaweit, gleich welcher politischen Überzeugung. Ob für oder gegen Integration – Einheimische wie Asylsuchende gehen auf die Straße, diskutieren, hegen Ängste oder Hoffnungen. Hat Deutschland seit Beginn des Sommers 2015 eine historisch einmalige Situation zu bewältigen? „Es mag uns so vorkommen, als sei die Flüchtlingsfrage aktuell besonders virulent“, sagt dazu der Kulturwissenschaftler Dr. Özkan Ezli vom Exzellenzcluster. „Doch auch in vergangenen Jahrzehnten gab es Einwanderung nach Deutschland, zwischen den Jahren 1988 und 1992 sogar in ähnlichem Ausmaß wie heute.“ Damals wurde jedoch wenig über Integration gesprochen. „Sie wurde nicht als eine notwendige Folge von Migration begriffen. Man rechnete damit, dass die meisten Asylsuchenden wieder in ihre Herkunftsgesellschaften zurückkehren würden – in vielen Fällen ein Trugschluss“, erklärt Ezli, der die Veranstaltung moderiert.

Integration wird zum Schlüsselbegriff, wenn wir uns auf länger- bzw. langfristiges Zusammenleben einstellen. Podiumsteilnehmerin Anna Louban, Ethnologin am Exzellenzcluster, richtet in ihrem Promotionsprojekt den Blick auf Fragen der Zugehörigkeit und Identifikation: Die Feldforschung zu ihrem Thema „Wie Migranten zu Bürgern (gemacht) werden“ führte sie in deutschen Migrationsbehörden und Integrationseinrichtungen durch.

„In der Praxis ist weniger entscheidend, ob sich Asylsuchende zu einer Gesellschaft als ganzer zugehörig fühlen, sondern wie Integration in einem konkreten Gemeinwesen funktioniert“, erklärt die Ethnologin Dr. Franziska Becker. Seit mehreren Jahren reguliert sie als Mediatorin Konflikte besonders in den Bereichen Migration und Interkulturalität in Berlin Mitte und Kreuzberg. Statt über die Integration anderer zu sprechen, müsse in einem ersten Schritt mit den anderen im konkreten Lebensumfeld gesprochen werden.

„Aus Grundsatzdiskussionen werden dann Verhandlungen über ein Mehr oder Weniger. Nicht mehr das Ob, sondern regelbare Ausmaße einer umstrittenen Angelegenheit stehen im Zentrum“, ergänzt Soziologe Dr. Jörg Hüttermann, der über Konfliktpotentiale in Einwanderungsgesellschaften forscht. Als Beispiel führt er an: „Beim Bau einer Moschee wird also konkret ausgehandelt, wie hoch das Minarett sein darf oder wie laut der Muezzin rufen darf. Und damit ist man schon dabei, mit dem Konflikt konstruktiv umzugehen.“

Die Podiumsdiskussion „Integration bewegt!“ findet im Rahmen der ganztägigen Veranstaltung „Heimat vom Hörensagen“ (RAUM³, Kulturbüro Konstanz) statt, die über den „Literatursommer Baden-Württemberg 2016“ gefördert wird, eine Veranstaltungsreihe der Baden-Württemberg Stiftung.

Tickets unter info@raum3.info oder ab 14.30 Uhr an der Tageskasse.