Identität, ein „klebriges Zauberwort“

Workshop und Vortrag zur Identitätsforschung im Rahmen des Exzellenzclusters.

„Ist genug Identität für alle da?“ Dieser Frage wird Prof. Dr. Valentin Groebner, der an der Universität Luzern Geschichte lehrt, in seinem Vortrag am 5. November 2015 an der Universität Konstanz nachgehen. Die Veranstaltung um 18 Uhr in Raum Y 311 bildet den Auftakt zu einem Workshop, der sich mit der „Black Box Identität“ beschäftigt.

Historiker Groebner nennt Identität ein „klebriges Zauberwort“: „Identität ist offenbar etwas, das man hat, aber verlieren kann. Und endlos suchen kann. Etwas, das gleichzeitig hochpersönlich ist und national-kollektiv. Das durch Dritte gefährdet ist, aber sich dauernd verändert.“ Daher versteht er unter Identität keinen abstrakten, festgelegten Begriff, sondern eine Art Arbeitsplatz. Entsprechend lautet seine Frage nicht „Was ist Identität?“, sondern „Wann und wo ist Identität?“

Sein Vortrag „Ist genug Identität für alle da? Ich-Gesichter und Wir-Wunder, historisch gesehen“ wird sich einer besonderen Erscheinungsform von Identität widmen: Anhand von historischen Porträts und modernen Fotografien zieht er Rückschlüsse, wie zu verschiedenen Zeiten die Identität des Einzelnen in der Gruppe konstruiert wurde. Gewöhnlich geschehe das, so Groebner, mit Bezug auf eine gemeinsame Vergangenheit: Als „wir“ noch so aussahen, wie „ich“ in Zukunft werden soll.

Identität als ständig veränderbares Ergebnis von Identifikations- und Gruppenprozessen stellt die Wissenschaft auch methodologisch vor Herausforderungen. Wann beispielsweise sieht jemand eine spezifische Handlung als relevant für die eigene Identität an? In welchen Situationen wird Gruppenzugehörigkeit als bestimmend für die eigene Identität erfahren?

Der Workshop „Black Box Identität – Über die Grenzen konstruktivistischer Erklärungsmodelle“ sucht anhand konkreter Beispiele Zugang zu dem schwer zu fassenden Phänomen: Ethnische Identitäten im Alltag von Minderheiten, die Verhandlung von Identität im Beratungskontext und Identität als Erlebnis. Doktorandinnen und Doktoranden des Kollegs „Europa in der globalisierten Welt“ organisieren den Workshop vom 5. bis 6. November 2015 in den Freiräumen Konstanz (Vor der Halde 5, Konstanz). Die Veranstaltungen werden gefördert vom Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“, dem das Doktorandenkolleg angehört.

Der einleitende Vortrag „Ist genug Identität für alle da? Ich-Gesichter und Wir-Wunder, historisch gesehen“ von Prof. Dr. Valentin Groebner steht allen Interessierten offen. Für die Teilnahme am Workshop wird um Anmeldung gebeten (E-Mail: melanie.brand@uni-konstanz.de).