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Digitale Gesellschaft zwischen Angst und Euphorie

Foyer Forschung des Exzellenzclusters der Universität Konstanz diskutiert über die Digitalisierung und ihre Auswirkung auf die politische Kommunikation

Im Internet sind Informationen wie Meinungen in Unmengen zugänglich. Ermöglicht uns dies eine informierte Beteiligung an demokratischen Prozessen? Oder spielt das Social Web der netzbasierten sozialen Strukturen und Interaktionen Manipulatoren und Demagogen in die Hand? Das Foyer Forschung „Digitale Gesellschaft – informiert, manipuliert, polarisiert?“ geht am Donnerstag, 7. Juni 2018, um 20 Uhr diesen Fragen nach. Auf dem Podium diskutieren der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Andreas Jungherr von der Universität Konstanz, der Soziologe Dr. Jan-Felix Schrape von der Universität Stuttgart und Dr. Jasmin Siri, die als politische Soziologin derzeit am Kulturwissenschaftlichen Kolleg Konstanz forscht. Der Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ lädt dazu in das Foyer der Spiegelhalle des Konstanzer Stadttheaters ein.

Digitale Medien haben die Art und Weise verändert, wie wir uns informieren, wie wir miteinander kommunizieren. Sie unterstützen die Entstehung neuartiger sozialer Bewegungen wie Occupy Wall Street und können Themen spontan ins öffentliche Bewusstsein rücken, wie die über Twitter verbreitete #metoo-Kampagne zeigt. „Ganz so radikal jedoch, wie manche in den 1990er-Jahren erwarteten, fielen die Veränderungen nicht aus“, stellt Jan-Felix Schrape fest, der sich in seiner Forschung mit den Wechselwirkungen zwischen technischen Innovationen, Öffentlichkeitsstrukturen und sozialen Bewegungen beschäftigt. Beispielsweise haben die klassischen Massenmedien bis dato nicht völlig an Bedeutung verloren, sondern sich an veränderte Ansprüche des Publikums angepasst. Im Foyer Forschung spricht der Soziologe über das Verhältnis von Social Media und Massenmedien: Wie beeinflussen sich deren Kommunikationsprozesse gegenseitig? In welchen Bereichen erzielen die beiden Medienformen besondere Aufmerksamkeit? Und wie wird die öffentliche Wahrnehmung durch algorithmische Filterprozesse im Netz, etwa bei der Google-Suche oder auf Facebook und Twitter, beeinflusst?

Auch die Prognose, dass das Internet die politische Informiertheit der Bevölkerung enorm steigern würde, hat sich bislang nicht bewahrheitet. Stattdessen rücken heute unter dem Stichwort Fake News die Risiken digitaler Kommunikationskanäle in den Blick, die nicht mehr der Kontrolle von Qualitätsjournalismus unterliegen. Gleichzeitig stellt der Skandal um Cambridge Analytica nicht nur erneut die Frage nach Datensicherheit, sondern auch nach Manipulierbarkeit im digitalen Zeitalter. Andreas Jungherr, der die Bedeutung digitaler Medien bei Wahlkämpfen untersucht, erklärt: „Es war schon immer schwierig, zwischen öffentlichen Auftritten politischer Akteure im Wahlkampf und deren tatsächlicher Wirkung auf das Wählerverhalten zu unterscheiden. Wenn datenbasierte Strategien in Kampagnen integriert werden, wird dies fast unmöglich.“ Die öffentlichen Debatten über Cambridge Analytica und über den Missbrauch von Facebook-Daten für gezielte psychometrische Werbung im Netz zeigen deutlich, so der Politologe, dass das öffentliche Vertrauen in die freie, demokratische Wahl und das demokratische System generell auf dem Spiel stehen.

Das Foyer Forschung ist eine Veranstaltungsreihe des Exzellenzclusters „Kulturelle Grundlagen von Integration“ der Universität Konstanz und des Kulturwissenschaftlichen Kollegs Konstanz, die in Kooperation mit dem Stadttheater Konstanz einmal im Semester öffentlich brisante Wissenschaftsthemen in ein städtisches Forum bringen. Der Eintritt zu der Veranstaltung, die im Foyer der Spiegelhalle (Hafenstraße 12, Konstanz) stattfindet, ist frei.

Faktenübersicht:

  • Veranstaltung: Podiumsdiskussion in der Reihe Foyer Forschung „Digitale Gesellschaft – informiert, manipuliert, polarisiert?“
  • Ort: Foyer der Spiegelhalle des Stadttheaters Konstanz, Hafenstraße 12
  • Termin: Donnerstag, 7. Juni 2018, 20 Uhr, freier Eintritt
  • Diskussionsteilnehmende: Prof. Dr. Andreas Jungherr, Politikwissenschaftler an der Universität Konstanz; Dr. Jan-Felix Schrape, Soziologe an der Universität Stuttgart; Dr. Jasmin Siri, Politische Soziologin am Kulturwissenschaftlichen Kolleg Konstanz.