Prof. Jürgen Osterhammel. Bild: Universität Konstanz
Prof. Jürgen Osterhammel. Bild: Universität Konstanz

Die Erforschung vernetzter Geschichten

Konstanzer Historiker Jürgen Osterhammel erhält den Balzan-Preis 2018 für Globalgeschichte

Seit mehreren Jahrzehnten prägt der Historiker Prof. Dr. Jürgen Osterhammel, der an der Universität Konstanz von 1999 bis März 2018 die Professur für Neuere und Neueste Geschichte innehatte, die Entwicklungen seines Faches: sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Für seine grundlegenden Beiträge zur Globalgeschichte und zu ihrer Definition als eigene Teildisziplin wurde Jürgen Osterhammel aktuell mit dem Balzan-Preis 2018 im Fachgebiet Globalgeschichte ausgezeichnet. Der renommierte internationale Balzan-Preis ist mit 750.000 Schweizer Franken (670.000 EURO) dotiert und wird jährlich in vier variierenden Disziplinen vergeben.

Die geschichtswissenschaftlichen Publikationen Jürgen Osterhammels beeindrucken durch ihre große Breite und Vielfalt. Jenseits herkömmlicher Einteilungen in Politik-, Sozial-, Wirtschafts- oder Kulturgeschichte überblicken seine synthetisierenden und immer wieder in Nachbardisziplinen ausgreifenden Studien einen Zeitraum von rund drei Jahrhunderten vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Seine bisher elf Bücher fanden breite Resonanz und erschienen zum Teil in mehreren Auflagen. Übersetzungen in siebzehn Sprachen liegen vor oder sind in Arbeit. Das auch geografisch umfängliche historische Werk beeindruckt durch „seine Methodik, die in einer bewundernswerten Ausgewogenheit strenge empirische Forschungen und umfassende Perspektiven vereint“, so Andrea Giardina, Professor für Römische Geschichte an der Scuola Normale Superiore in Pisa, der die Vergabe des Balzan-Preises an Jürgen Osterhammel begründete.

Die Preisgebiete der Internationalen Balzan-Stiftung variieren jedes Jahr, um besonders innovative Forschung auf den Gebieten der Geistes- und Sozialwissenschaften sowie der Kunst einerseits und den Naturwissenschaften, der Physik, Mathematik und Medizin andererseits zu würdigen, die im Gegensatz zu traditionellen Wissenschaftsgebieten oftmals spezieller und interdisziplinärer ausgerichtet sind. Neben Jürgen Osterhammel in Globalgeschichte wurden in diesem Jahr Marilyn Strathern, University of Cambridge, für Sozialanthropologie, Detlef Lohse, Universität Twente, für Fluiddynamik und Eva Kondorosi, Forschungszentrum der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, für Chemische Ökologie ausgezeichnet. Der Balzan-Preis für Humanität, Frieden und Brüderlichkeit unter den Völkern wird der Organisation Terre des Hommes (Schweiz) verliehen. Im Sinne der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses verpflichten sich die Preisträger, die Hälfte des Preisgeldes für die Finanzierung von Forschungsprojekten zu verwenden, die vorzugsweise von jungen Wissenschaftlern und Forschern durchgeführt werden.

Faktenübersicht:

  • Der Konstanzer Historiker Prof. Dr. Jürgen Osterhammel erhält den Balzan-Preis 2018 für Globalgeschichte.
  • Mit der Auszeichnung wird das umfassende Forschungswerk Osterhammels sowie sein Beitrag zur Definition der Globalgeschichte als geschichtswissenschaftliche Teildisziplin gewürdigt.
  • Der Balzan-Preis wird jährlich in vier variierenden Disziplinen vergeben und ist mit 750.000 Schweizer Franken (670.000 EURO) dotiert, die Hälfte des Betrages setzen die Preisträger für die Forschungsförderung besonders im Bereich des wissenschaftlichen Nachwuchses ein.
  • Mit Jürgen Osterhammel erhält nach Arno Borst im Jahr 1996 wieder ein Konstanzer Historiker den Balzan-Preis. Zuletzt wurde das Konstanzer Wissenschaftlerpaar Jan und Aleida Assmann für ihre Arbeiten zum „Kollektiven Gedächtnis“ mit dem Balzan-Preis 2017 gewürdigt.