Online Lehre gestalten

Konzeptionelle Überlegungen zur Onlinelehre

Der universitäre Lehrbetrieb ist schon immer auf das Engagement der Lernenden ausgerichtet: Lehrende stellen Lehrmaterial zusammen und helfen bei der Bearbeitung des Lehrmaterials durch Anweisungen und Rückmeldungen, die eigentlich Aktivität – die Aneignung des Materials und der Fertigkeiten zum akademischen Austausch – wird von den Lernenden geleistet.

Der Einsatz unterschiedlicher Medien ist dabei nicht Selbstzweck, sondern hat sich als lernförderlich erwiesen: je mehr unterschiedliche Formate zum selben Thema zum Einsatz kommen, desto mehr können unterschiedliche Lerntypen angesprochen und mögliche Formulierungen erprobt werden werden.
Neben der reinen Übermittlung von Inhalten dienen Medien auch zur Herstellung einer Gruppenatmosphäre, die sich motivierend auf die Lernaktivität auswirkt und die Fähigkeit zur Teilhabe am akademischen Prozess als Lernziel aufruft.

Im "Distance Learning" gewinnen die Grundsätze des akademischen Lernens an besonderer Bedeutung: der im Präsenzbetrieb selbstverständliche regelmäßige Austausch der Lernenden mit den Lehrenden und untereinander sowie der freie Zugang zur Bibliothek entfallen. Daher gilt es, Wege zu finden, Material zugänglich und die akademische Gemeinschaft auch über Distanz erfahrbar zu machen. Einen Überblick finden Sie hier:

Einrichtung einer Lerngruppe

Wenn der Seminarraum sowie Möglichkeiten zur Materialbeschaffung entfallen (Bibliothek, Semesterapparat, u.ä.), gilt es, einer geschlossenen Lerngruppe – dies ist aus urheberrechtlichen Gründen von Bedeutung – sowohl das gesamte notwendige Material als auch eine verbindliche und allen verfügbare Kommunikationsplattform zum Austausch von Informationen zur Verfügung zu stellen: Lernmanagementsysteme wie ILIAS ermöglichen beide Funktionen in einem System. Achten Sie darauf, nach Möglichkeit alles zur Verfügung zu stellen, was zur Bearbeitung notwendig ist.

Die Organisation des Lernens stellt an Studierende in der Onlinelehre hohe Anforderungen an Zeit- und Selbstmanagement. Die Studierenden sind hier besonders dankbar, wenn Sie Rahmenbedingungen und organisatorische Informationen sehr klar und transparent kommunizieren.
Auch wenn es zunächst mehr Arbeit macht: Sie profitieren auch langfristig für die Gestaltung von Lehrveranstaltungen davon, wenn Sie für die Studierenden gesammelt Ihre Lehrziele, Ansprüche an das Selbststudium und Anfertigung von Übungs- und Prüfungsarbeiten sowie Ihre allgemeinen Wünsche zur Kommunikation explizieren.

Onlineforen

Onlineforen sind schon lange im Einsatz und können einfach aufgesetzt werden – im Grunde lässt sich jede Umgebung mit einer Chat- und Beitragsfunktion nutzen, auch im ILIAS ist eine ausgearbeitete Forums-Funktion integriert. Eine nützliche Funktion von Foren ist die Bereitstellung von Information mit der Möglichkeit von Nachfragen, die für alle sichtbar sind.

Sie eignen sich auch zur zeitunabhängigen Diskussion von Lerninhalten, man kann jedoch nicht immer davon ausgehen, dass sich eine lebendige Diskussion von selbst entwickelt. Klare Anweisungen zur Diskussion und gegebenenfalls auch als Semesterleistung deklarierte Aufgaben helfen dabei, Online-Diskussionen anzuregen.
Andererseits bestehen bei den Teilnehmer*innen vielfach Hemmungen, unter eigenem Namen detaillierte Beiträge zu „veröffentlichen“, zumal, wenn das Thema eben erst eröffnet wurde und noch viele Fragen bestehen. Um dennoch Diskussionen in Online-Foren zu stimulieren, muss klar kommuniziert werden, was von den Teilnehmer*innen erwartet wird und wann und unter welchen Umständen Bewertungen vorgenommen werden (und was ein bewertungsfreier Raum ist). Gegebenenfalls lassen sich auch anonyme Foren nutzen, um Nachfragen aller Art zu ermöglichen.

Eine detaillierte methodische Anregung zur Forennutzung findet sich etwa in der Aufzeichnung der Ringvorlesung des Hochschulnetzwerks für Digitalisierung zum Thema.

Videos und Simulationen

Lehrvideos und Online-Simulationen erfreuen sich großer Beliebtheit, weil sie dem Lehrmaterial eine weitere mediale Dimension hinzufügen.

Professionell produzierte Lehrvideos können dabei Informationen stark verdichten, unzugängliche oder schwer herzustellende Situationen darstellen oder komplexe Prozesse schnell und umfassend visualisieren. Es lohnt sich häufig, bereits zur Verfügung gestellte Lehrvideos zu recherchieren und ins Thema einzubauen.

Einen Überblick über öffentlich zugängliche Lehrvideos und videobasierte Lernkurse zu unterschiedlichen Themen bietet etwa diese Linksammlung

Simulationen und kleine Lernapplets können dabei helfen, Abläufe besser zu verstehen und zu üben.

Eine kuratierte Übersicht einer Vielzahl von Lernanwendungen mit gut ausgearbeiteter Filterfunktion (links auf der Seite) bietet diese Seite

Aber auch einfach aufgenommene Screencasts und kurze Videobeiträge, in denen Lehrende vor der Webcam einen gestalteten Input einsprechen, erfüllen einen Zweck: Informationen können ohne lange Textbeschreibungen mitgeteilt werden und der Lehrende tritt auch über Distanz als Person in Erscheinung.

Eine Darstellung zum Zweck und möglichen Umsetzungen selbst aufgenommener Lehrvideos finden Sie hier

Längere Vorlesungsaufzeichnungen können durch Fragen zur Reflexion oder anderen Übungsanweisungen unterbrochen oder um vorangehende Arbeitsanweisungen ergänzt werden, um die Aufmerksamkeit vor dem Bildschirm aufrecht zu erhalten.

In jedem Fall können Sie durch Videos und Simulationen Ihr online verfügbares Material lebendig ergänzen und ein Gefühl von Kontakt herstellen.

Online Live-Veranstaltungen

Vom (Live-)Chat bis zum Webinar gibt es viele Möglichkeiten, Veranstaltungen ganz oder teilweise auch ortsverteilt gemeinsam abzuhalten. Die Teilnehmer*innen können dabei in Echtzeit in den gemeinsamen Austausch treten und erfahren eine wichtige Strukturierung ihres Lernprozesses durch verabredete Treffen.

Gegenüber Veranstaltungen in Präsenz haben solche Live-Formate allerdings einerseits einen deutlich erhöhten Moderationsaufwand: wie sonst etwa durch Körpersprache (meist auch unbewusst) kommuniziert wird – etwa die Aufforderung zum Sprechen durch Kopfnicken, eine Rückmeldung zum Verstehen oder Nichtverstehen durch unterschiedliche Mimik – ist hier ausgesetzt oder zumindest stark eingeschränkt. Zudem kann es durch viele ortsverteilt gemachte Beiträge zur gleichen Zeit auch zu einem Durcheinander in der Gesprächsführung kommen.
Andererseits sind alle Live-Formate anfällig für (zeitweiligen) technischen Ausfall – sowohl systembedingt, als auch bei einzelnen Teilnehmer*innen.

Live-Formate sollten daher bewusst für den im Lernprozess sehr wichtigen Austausch auf persönlicher Ebene genutzt werden. Für die Übermittlung von Informationen, die sich auch anderweitig fixieren lassen, sollten jedoch zeitunabhängige Kommunikationswege genutzt werden. Ebenso kann eine Aufzeichnung oder Zusammenfassung der Liveveranstaltung angefertigt werden, um technische Ausfälle abzufangen.

Sprechstunden und Nachfragen

Kommunizieren Sie klar wann und wie (etwa telefonisch oder per Chat) Sie erreichbar sind und in welcher Form und unter welchen Bedingungen (ggf. mit vorbereiteter Fragenliste, vorab eingesendetes Material) Sie Einzelbesprechungen abhalten.

Generelle Nachfragen organisatorischer Art können auch in einem Forum behandelt werden - es bietet sich an, hier ein eigenes Forum einzurichten. Thematische Fragen eigenen sich sogar besonders dazu, für alle sichtbar in Foren geklärt zu werden, um einen Mehrwert für die ganze Lerngruppe zu bieten.

Prüfungen

Ohnehin orts- und zeitunabhängige Prüfungsformen (Übungen, Hausarbeiten) sind von der Distanzlehre nicht betroffen.

Ob und wie Prüfungen mit Einsatz von Fernmedien möglich sind, entnehmen Sie bitte den fachspezifischen Regelungen.
Aktuelle Handreichung zur Durchführung von Prüfungen und insbesondere Online-gestützten mündliche Prüfungen (OMP) in den FAQs zum Notbetrieb