Heilige Kriege - Zur politischen Theologie der Feindschaft
Veranstalter:
Konzept und Organisation:
Tagungsprotokoll von Nacim Ghanbari und Martin Zillinger
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Kriege und politische Konflikte werden für die Weltöffentlichkeit
zunehmend in Termini religiöser und kultureller Differenzen formuliert.
Auch wenn es evident sein mag, wer ein Interesse an einer solchen
Fundamentalisierung von Feindschaft und Konflikten hat, stellt sich doch
die Frage, ob sich in diesen Rhetoriken eine verborgene Struktur des
modernen Politischen ausdrückt: Gibt es ein theologisches Unbewußtes im
Zeitalter der säkularisierten Politik, das besonders in den modernen
Kriegen manifest wird? Oder handelt es sich eher um den Versuch, durch
eine religiöse Stilisierung Vorgänge zu steuern, die sich im weltweiten
Zusammenprall von Egalität und Exklusion der politischen Kontrolle zu
entziehen drohen? Lokale und globale Strukturen religiöser Gewalt
In der Öffentlichkeit konzentriert sich die Frage nach den "Heiligen
Kriegen" weitgehend auf die Genealogie und Gegenwart der drei
monotheistischen Offenbarungsreligionen. Insbesondere "Kreuzzüge" und
militärische Formen des "Jihad" werden einander wiederholt
gegenübergestellt und nach ihren historischen Wechselwirkungen und
Spiegelungen befragt. Die weltweite Ausdehnung und partielle Angleichung
der Formen religiöser Gewalt verweist allerdings darauf, daß
mittlerweile ein anderer Vergleichsrahmen gefordert ist, der die
zugleich lokale Fokussierung und globale Ausbreitung dieser Form des
Konflikts in den Blick nimmt. Die Bedingungen dieser 'Glokalisierung'
können nur am spezifischen Fall analysiert werden, sei es in Afrika,
Südostasien, im Nahen Osten oder in Nordamerika. Heiligkeit und Kriegführung
So geläufig die Spiegelungen zwischen "Kreuzzügen" und "Jihad" geworden
sind, so ungeklärt ist ihr Status, wenn nach der gemeinsamen Herkunft
der drei Offenbarungsreligionen gefragt wurde. Muß der Terminus vom
"Heiligen Krieg" grundsätzlich zur Disposition gestellt werden, oder
verlangt er nach der Eingrenzung auf Kriege, die explizit im Namen eines
Gottes und einer Heilsgeschichte (als Missionskriege, Eroberungen und
Rückeroberungen) geführt worden sind? Was verbindet die Kriege "im Namen
einer Heilsgeschichte" mit nicht-monotheistischen Religionen, mit
millenaristischen Bewegungen und ihren militärischen Ausbruchsversuchen? Säkularisierte Souveränität und politische Theologie
Wenn "Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet", so heißt
dies, daß nichts 'über' dem Souverän zu denken sein soll. Der Feind
erscheint daher als Angriff auf die Unantastbarkeit oder 'Heiligkeit'
des Souveräns - und damit wird Krieg zur eigentlichen Erscheinungsform
der Souveränität. Wurde diese Verknüpfung von Souveränität, Heiligkeit
und Feindschaft in der Moderne abgelöst oder wirkt sie weiter? [zurück] |