Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt FGZ

Representation revisited. Nach- und Fortleben des Liberalismus

Wann
20. bis 21. Oktober 2022

Wo
Bischofsvilla, Otto-Adam-Straße 5, 78467 Konstanz

Veranstaltet von
FGZ Konstanz - Prof. Dr. Albrecht Koschorke

Vortragende Person/Vortragende Personen:
Albrecht Koschorke, Levent Tezcan, Özkan Ezli, Roman Widder, Susanne Lüdemann, Lukas Haffert, Philip Manow, Florian Meinel, Michael Neumann, Patrick Eiden-Offe, Philipp Lammers, Astrid Seville, Daniel Thym

Die geplante Tagung soll in kleinem Rahmen Literatur- und Politikwissen­schaft­ler_in­nen zusammenführen. Inhaltlich soll es darum gehen, aktuelle politische Auseinander­setzungen in das Licht einer Theorie- und Kulturgeschichte des Libera­lismus zu rücken und vor dem Hintergrund geänderter Praktiken der Repräsentation in gegenwärtigen Demokratien zu verstehen. Im Zentrum steht dabei die heute unter neuen Vorzeichen wiederkehrende Frage nach der Legitimität politischer wie kultureller Repräsentation. Auf breiter Front werden klassische Modelle der Stellvertretung und Fürsprecher­schaft, wie sie die Ära der liberalen Demokratien geprägt haben, in Zweifel gezogen. Über alle weltanschaulichen Gräben hinweg kommen heutige Protestbewegungen in ihrem Miss­trauen gegenüber Mittlerfiguren überein. Ermutigt durch neue Möglichkeiten media­ler Mobi­li­sierung, ge­winnen Forderungen nach direkter politischer Artikulation unter Um­gehung instituierter autoritativer Zwischeninstanzen (Parlamente, Parteien, Amtsträger, Gate­keeper, Ex­per­ten) an Ge­wicht. Auf der anderen Seite leistet die Diagnose eines Unvermögens demokratischer Repräsentation Modellen einer unpolitischen, rein sachbezogenen Stellvertreterschaft Vorschub (Epistemisierung der Politik, ‚Follow the Science‘). Neben die verstärkt identi­fika­to­rische Be­set­zung politischer Anliegen und Interessenbündnisse (‚deskriptive Repräsentation‘ als Input-Legitimation) rücken Visio­nen einer vollständigen, auf Output-Legitimation gegründeten Expertokratie – ergänzt um die Erwartung, durch ‚citizen science‘ ließen sich das Identifikatorische und das Szientistische irgendwie harmonisch re-kombinieren.

Diese inzwischen geläufige Lagebeschreibung kann in drei Hinsichten zum Aus­gangs­punkt dienen. Zum einen macht sie es erforderlich, das systematische Verhältnis zwi­schen vier Begriffen und ihrem jeweiligen praxeologischen Einzugsbereich neu zu kartieren: Repräsentation, Partizipation, Artikulation und Identifikation. Zum zweiten sind begründete Einschätzungen dahingehend gefragt, ob man es hier mit eher kurz­welligen Ent­wick­lungen zu tun hat – als Ausdruck eines historisch mit einer gewissen Regelmäßigkeit wiederkehrenden Aufbegehrens gegen systemische Mängel und fest­gefahrene Macht­strukturen – oder um einen sich abzeichnenden Bruch von epochaler Tragweite (und was daraus jeweils zu folgern sein würde). Drittens schließlich scheint es lohnend, die Umstände, die zur aktuellen Krise liberaler Institutionen geführt haben, mit den Bedingungen ihres historischen Erfolgs abzugleichen.

Die Tagung wird von Albrecht Koschorke unter Mitwirkung von Philip Manow veranstaltet.

Die Tagung ist öffentlich. Das genaue Programm wird in einigen Wochen online gestellt. Eine ausführliche Fassung des Konzepts steht auf Wunsch als pdf-Datei zur Verfügung.