Aktivismus als mobile ästhetische Form (Jeannine-Madeleine Fischer, Thomas Kirsch)

Im Aktivismus werden nicht nur politische Forderungen und soziale Missstände in die öffentliche Sichtbarkeit gerückt, sondern oft auch protestierende Körper in Bewegung. Aktivist*innen performieren ihren Widerstand auf spezifische Weise und bringen in diesem Zuge ästhetische Formen hervor, wie sich am Toyi-Toyi-Tanz südafrikanischer Akteur*innen veranschaulichen lässt. Die aktivistische Inszenierung einer kollektiven Körperlichkeit, die u.a. durch Tanz, Bewegungsformation und Gesang vollzogen wird, öffnet einen politischen Artikulationsraum, der in den lokalen Lebenswelten mit Emotionen und affektiven Erfahrungshorizonten verknüpft ist.

Uns interessiert, in welche sozialen Arrangements solche ästhetischen Formen des Aktivismus eingebettet sind und wie die raum-zeitliche Mobilität dieser Formen zu Varianzen in ihren affektiven und semantischen Zuschreibungen führt. Ausgehend von ethnographischen Untersuchungen in der südafrikanischen Stadt Durban blicken wir auf die transnationalen und transregionalen Zirkulationen ästhetischer Formen des Aktivismus und arbeiten heraus, wie sie sich mit lokalen Gegebenheiten arrangieren, in komplexe Akteursnetzwerke fügen und zu mobilen Assemblagen des ästhetischen Protestes verdichten. In diesem Zusammenhang beleuchten wir vor allem, wie Aktivist*innen lokale Vulnerabilitäten – etwa die Verletzbarkeit des eigenen Körpers, Wohngebietes und sozialer Beziehungen, die durch rassifizierende, neoliberale und post- bzw. neokoloniale Prozesse erfahren wird – artikulieren und als ästhetisch-affektive Formen inszenieren.