Teilprojekte

Teilprojekt 2a: Soziologie (2006 – 2008)
Leitung: Bernhard Giesen
(FB Geschichte und Soziologie, Universität Konstanz)
Projektbearbeitung: Dr. Christoph Schneider
2006 – 2008 Zur Konstruktion absichtlichen Handelns: Zurechnung und Aberkennung des »Befehlsnotstands« in NS-Prozessen
Projektbeschreibung

In diesem Teilprojekt wurde die Zuschreibung von Absichtlichkeit und Schuldhaftigkeit anhand der Rechtsprechung in NS-Prozessen untersucht. Im Mittelpunkt stand zunächst die Frage, wie im juristischen Diskurs die Aushandlung des so genannten »Befehlsnotstands« erfolgte und nach welchen Kriterien die juristisch folgenreiche Unterscheidung zwischen direkt und vollverantwortlich handelnden »Tätern« und nur mittelbar beteiligten »Gehilfen« gezogen wurde und welche Muster der Schuldvermeidung genutzt wurden. Besonderes Augenmerk galt dabei dem Historiker in seiner Rolle als Sachverständiger vor Gericht. In Prozessen der genannten Art wurden in mehreren Fällen Historiker herangezogen, um dem Gericht Auskunft über den Handlungskontext der begangenen Verbrechen zu geben. Da die historische Expertise damit direkten Einfluss auf die Festlegung der Grenzen von Absichtlichkeit in der Urteilsfindung ausübte, vollzog sich hier eine bisher wenig untersuchte Transformation von geisteswissenschaftlichem Expertenwissen in praktische Rechtsprechung.