Wie kann Politik mit kulturellen Unterschieden umgehen?

Presseinformation Nr. 65 vom 6. Juni 2013

Internationale Tagung des Exzellenzclusters „Kulturelle Grundlagen von Integration“

In der Konferenz „New Policies of Accommodating Diversity – Challenges and Opportunities in Multilevel States“ werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus zehn Ländern vom 13. bis 15. Juni 2013 an der Universität Konstanz diskutieren, wie die Politik auf gesellschaftliche Diversität reagieren kann und Konflikte zwischen Gruppen, die sich in Sprache, Herkunft oder Religion unterscheiden, lösen kann.

Dass innerhalb eines Nationalstaates eine homogene Gesellschaft existiert, war schon immer mehr Mythos als Realität. Doch in den vergangenen Jahrzehnten hat die Frage, wie die Politik mit Vielfalt – sei sie kultureller, ethnischer oder religiöser Art – umgehen kann, an Bedeutung gewonnen. Ideologisch motivierte Versuche, solche Vielfalt zu bekämpfen, führten beispielsweise in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens zu Bürgerkrieg und Vertreibung. Die zunehmende Migration und die wachsende Mobilität von Menschen stellen aber auch so genannte „alte“ Demokratien vor eine Herausforderung.

Vor diesem Hintergrund beleuchtet die Tagung „New Policies of Accommodating Diversity – Challenges and Opportunities in Multilevel States“ kritisch das Konzept der „Akkommodierung“: Konflikte beizulegen, indem Mehrheitsgesellschaft und Minderheiten sie aushandeln und zu einvernehmlichen Ergebnissen kommen. Zum einen diskutieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler grundsätzliche Fragen: Welche Gemeinschaften sind durch Sonderrechte besonders zu schützen? Wie viel Einheit in der Vielfalt erfordert das friedliche Zusammenleben einer heterogenen Gesellschaft?

Zum anderen stellen ihre Vorträge auch konkrete Beispiele vor, wie „Akkommodierung“ umgesetzt wird. Dabei geht es nicht nur um Länder wie Indien, Nepal oder Äthiopien, sondern auch um muslimische Migrantinnen und Migranten in Deutschland oder um die politische Einbindung von Einwanderern in Südtirol. Thema der Diskussion wird auch sein, inwiefern zentral- und osteuropäische Staaten die Belange von Minderheiten verstärkt berücksichtigen, um die Anforderungen für einen EU-Beitritt zu erfüllen.

Prof. Dr. Nathalie Behnke, Professorin für Verwaltungswissenschaften an der Universität Konstanz, und Dr. Bettina Petersohn, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „Die Dynamik von Gruppenkonflikten in multinationalen Mehrebenensystemen – Integration oder Akkommodierung?“, organisieren die Tagung. Die Veranstaltung wird gefördert vom Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ der Universität Konstanz.