Verziert – verschleiert – verstanden?

Presseinformation Nr. 94 vom 8. Juni 2012

Fotoausstellung „Cover/Discover“ an der Universität Konstanz zeigt verinnerlichte Stereotype auf

Zwischen modischem Kleidungsstück, ethnischer und religiöser Gewandung und schlichter Kopfbedeckung besitzt das Kopftuch einen besonderen Status. Diesen Status und damit verbundene gesellschaftliche Kategorisierungen thematisiert die Fotokünstlerin Seren Başoğul in ihrer Ausstellung „Cover/Discover“. Sie nutzt das Kopftuch und andere textile Kopfbedeckungen als Indikator, um verinnerlichte Denkmuster und Stereotype freizulegen. In sechs Serien von Porträtfotografien mit einer stetig variierenden Inszenierung der Kopfbedeckung führt die Ausstellung den  Betrachtenden unbewusste Wahrnehmungs- und Denkprozesse vor Augen und fordert dazu auf, gesellschaftliche Kategorisierungen zu hinterfragen. Auf Initiative des Referats für Gleichstellung und Familienförderung der Universität Konstanz wird die Ausstellung mit vier Serien vom 11. bis 29. Juni 2012 im Eingangsbereich der Universität Konstanz zu sehen sein; der Eintritt ist frei.

Seren Başoğuls Ausstellung zeigt Porträtfotografien von sechs Frauen von unterschiedlicher Herkunft, die in Deutschland leben. Jede Frau wird innerhalb einer Bildserie mit unterschiedlichen Kopfbedeckungen gezeigt. Die gleichbleibende Kleidung, der stets neutrale Gesichtsausdruck der Frauen und der unveränderte Bildhintergrund betonen den Wandel der Kopfbedeckung sowie den Wechsel zwischen Stereotypen innerhalb einer Bildserie. Durch die provokante Inszenierung der Kopfbedeckung bringt die Fotoserie den Betrachtenden dazu, auf schematisch kategorisierende Wahrnehmungsprozesse aufmerksam zu werden und verinnerlichte Denkmuster zu hinterfragen.

Die Künstlerin Seren Başoğul studierte Design an der Fachhochschule  Aachen. Mit ihren Bildern, die Teil ihrer Diplom-Arbeit sind, setzt sie sich mit Stereotypen auseinander und stellt Fragen an die Ausstellungsbesucherinnen und -besucher: Was sehen wir? Setzen stereotype Denkmuster ein? Liegen diese Interpretationen an der Inszenierung des Objekts oder am Auge des Betrachters? Wann „kippt“ das Bild in seiner Wirkung oder Interpretation?

Auf diese Weise kristallisieren sich verinnerlichte Schemata und Gedankengänge heraus, die sich automatisch und oftmals unbewusst abspielen. Seren Başoğul leitet mit ihrer Fotoserie die Betrachtenden dazu an, sich ihrer eigenen Urteilsbildung und deren Veränderlichkeit bewusst zu werden.