Umweltbedingungen beeinflussen Vogelzug

Leopoldina-Preis für Junge Wissenschaftler für Analyse von Tierbewegungen

Dr. Bart Kranstauber, der am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell und an der Universität Konstanz forscht, erhält den Leopoldina-Preis für Junge Wissenschaftler. Kranstaubers Forschungsinteresse liegt darin, Bewegungsdaten von Tieren zu analysieren und sie zu den jeweiligen Umweltbedingungen in Verbindung zu setzen. Der Leopoldina-Preis für Junge Wissenschaftler wird seit 2009 von der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina für bemerkenswerte Leistungen auf dem Gebiet der Naturwissenschaften, der Medizin oder der Wissenschaftsgeschichte vergeben. Der Preis, der mit 5.000 Euro dotiert ist und alle zwei Jahre zugesprochen wird, geht jeweils an zwei Nachwuchswissenschaftler. Er wird am 18. September 2015 anlässlich der Jahresversammlung der Akademie in Halle (Saale) verliehen.

Bart Kranstauber wurde der Preis für seine Dissertation „Analysing animal movement in the environment“ zugesprochen, die er 2014 bei Professor Dr. Martin Wikelski mit „summa cum laude“ abgeschlossen hatte (Martin Wikelski ist Professor für Physiologische Ökologie und Tierbewegungen an der Universität Konstanz und Direktor des Max-Plack-Instituts für Ornithologie am Standort Radolfzell). In dieser Arbeit griff Kranstauber auf „Movebank“ zu, eine Datenbank, die maßgeblich von Martin Wikelski aufgebaut wurde. Sie bietet Wissenschaftlern aus aller Welt eine Plattform, um Daten zu Tierbewegungen abzulegen, so dass globale Bewegungsmuster gezeichnet werden können. Bart Kranstauber nahm in seinem Forschungsvorhaben schwerpunktmäßig Daten aus dem Vogelflug in den Blick, vor allem von Raubvögeln. Methodisch ging es dabei wesentlich auch darum, mathematische Modelle fortzuschreiben, die es erlauben, den Vogelzug mit Umweltbedingungen in Verbindung zu bringen. So wird etwa erkennbar, warum ein Vogel eine Meerenge nicht überfliegt, sondern seinen Flug entlang eines Bergrückens fortsetzt. Teilweise konnte Kranstauber dabei auch Daten einzelner Individuen aus aufeinander folgenden Jahren vergleichen und mit Wetterdaten in Beziehung setzen.

Eine besondere Leistung von Bart Kranstauber liegt darin, Methoden und Modelle aus den Fachgebieten Physik, Mathematik und Informatik für seine biologisch-ökologische Fragestellung herangezogen zu haben. So hat er neue Algorithmen geschrieben, mit deren Hilfe die vorliegenden Daten optimaler ausgewertet werden können. In „Movebank“ sind heute etwa 200 Millionen GPS-Positionen von mit Sendern versehenen Tieren verzeichnet, wobei die Datendichte von einer GPS-Position am Tag bis zu 20 GPS-Positionen pro Sekunde reicht. Bewegungsprofile können meist nur von einzelnen Tieren erstellt werden, seltener ist es auch möglich, mehrere Tiere einer Population mit Sendern auszurüsten.

Dr. Bart Kranstauber forscht heute als Postdoc am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell und an der Universität Konstanz.

Ein Video finden Sie unter:
www.youtube.com/watch?v=y4JJgyTncCA
Beschreibung: Animation, die Dr. Bart Kranstauber zum Vogelzug erstellt hat. Sie veranschaulicht die Migration von 1.500 Vögeln, die 58 Arten angehören.