Vegetation an der Universität Konstanz

Deutscher Psychologie Preis für Thomas Elbert

Konstanzer Psychologe für seine Forschung zu menschlichen Aggressionen geehrt – Methoden zur Behandlung von traumatisierten Gewaltopfern in Konflikt- und Krisenregionen entwickelt

Der Konstanzer Neuropsychologe Prof. Dr. Thomas Elbert ist Träger des renommierten Deutschen Psychologie Preises. Damit wird er geehrt „für seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen und deren hohe praktische Bedeutung zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen“, wie es in der Würdigung heißt. Die Forschung von Thomas Elbert, der von 1995 bis 2018 Professor für Klinische Psychologie und Verhaltensneurowissenschaften an der Universität Konstanz war, konzentriert sich auf die Konsequenzen von sozialem und traumatischem Stress. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird ihm am heutigen 29. November 2019 in Berlin im Rahmen des Fachsymposiums „Psychologie kriegstraumatisierter Menschen“ verliehen, das zu seinen Ehren veranstaltet wurde. 

Der Konstanzer Psychologe wird ausgezeichnet „für seine einzigartige Forschung, die neurowissenschaftliche Grundlagenwissenschaften mit der Entwicklung psychotherapeutischer Innovationen für den Einsatz in Kriegsgebieten verknüpft“. Weiter heißt es, Thomas Elberts Forschung leiste einen wichtigen Beitrag, die Ursache menschlicher Aggression und ihre Wirkungen auf die Entwicklung von Ängsten, Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen zu verstehen. 

Psychotherapeutische Methoden zur Behandlung von traumatisierten Gewaltopfern
 
Im Arbeitsbereich des Psychologen wurden psychotherapeutische Methoden zur Behandlung von traumatisierten Gewaltopfern in Konflikt- und Krisenregionen entwickelt: So die Narrative Expositionstherapie (NET), eine universell-kulturelle Kurzzeit-Intervention zur Reduzierung traumatischer Stress-Symptome bei Überlebenden organisierter Gewalt, Folter, Krieg, Vergewaltigung und Kindesmissbrauch. Thomas Elbert war Gründungspräsident der Nichtregierungsorganisation „vivo“, deren Schwerpunkt im Bereich der Arbeit mit Überlebenden organisierter Gewalterfahrung liegt. Als Mitherausgeber mehrerer Zeitschriften und als Autor und Koautor von über 400 Publikationen, die laut Google Scholar fast 50.000 mal zitiert wurden, hat er zu methodischen Fragen, der Untersuchung von Selbstorganisation und Selbstregulation des Gehirns sowie zum Verständnis der Neuroplastizität und deren Beziehung zur Psychopathologie beigetragen. Diese Arbeiten sind heute Bestandteil der Lehrbücher. 

Honorarprofessuren an Universitäten in Burundi und Uganda
 
Thomas Elbert ist unter anderem Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und Honorarprofessor an Universitäten in Burundi und Uganda. Im Jahr 2009 erhielt er den Hector-Wissenschaftspreis und 2017 gemeinsam mit der Psychologin Dr. Maggie Schauer den Carl Friedrich von Weizsäcker-Preis. 

Verliehen wird der Deutsche Psychologie Preis vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen, der Bundespsychotherapeutenkammer, der Deutschen Gesellschaft für Psychologie sowie dem Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation. Die Jury besteht aus den Präsidenteninnen und Präsidenten beziehungsweise dem Vorstand der vier auslobenden Organisationen sowie einem Multiplikator aus Wissenschaft, Medien und Kultur. Aktuell ist dies der Fernsehjournalist Gert Scobel vom Sender 3sat.

Faktenübersicht:

  • Deutscher Psychologie Preis für Prof. Dr. Thomas Elbert, emeritierter Professor für Klinische Psychologie und Verhaltensneurowissenschaften an der Universität Konstanz 
  • Auszeichnung für sein Lebenswerk, das neurowissenschaftliches Grundlagenwissenschaften mit der Entwicklung neuropsychologischer wie auch psychotherapeutischer Innovationen verknüpft
  • Preisverleihung am 29. November 2019 in Berlin
  • Verliehen vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen, der Bundespsychotherapeutenkammer, der Deutschen Gesellschaft für Psychologie sowie dem Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation.