Bild: Babysprachlabor Konstanz

„Babylab-App“: Worterkennung via Tablet

Neues Online-Tool zur Erforschung des frühkindlichen Spracherwerbs an der Universität Konstanz: Mit der neuen Babylab-App, die bequem von zu Hause aus genutzt werden kann, untersucht das Babysprachlabor (BSL) den Spracherwerb bei Kindern im Alter von 12 bis 24 Monaten.

„Wir haben die Babylab-App entwickelt, um unsere Forschung auch während der Corona-Pandemie fortsetzen zu können und eine größere Zielgruppe zu erreichen“, erklärt Prof. Dr. Bettina Braun, Leiterin des Konstanzer Babysprachlabors (BSL) und Professorin für Phonetik und Allgemeine Sprachwissenschaft am Fachbereich Linguistik der Universität Konstanz. Mit der neuen App knüpft das Team um die Sprachwissenschaftlerin an die Forschung an, die das BSL normalerweise vor Ort durchführt. „Perspektivisch eröffnen sich durch dieses neue Tool aber auch weitere Forschungsansätze, die wir vorher beispielsweise aufgrund eingeschränkter Einzugsgebiete nicht sehr gut verfolgen konnten“, so Braun.

Die Babylab-App ermöglicht allen interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern, an wissenschaftlicher Forschung mitzuwirken und Einblicke in Forschungserkenntnisse zum frühkindlichen Spracherwerb zu gewinnen. Die Babylab-App kann kostenlos über den App-Store heruntergeladen werden. Weitere Informationen zur App, zum Ablauf der Studien und Link zum Download auf der Website der Babylab-App.

Worterkennung bei Babys
Die aktuelle Studie des BSL, bei der die App erstmals zum Einsatz kommen soll, widmet sich der Frage, ab wann Babys im Alter zwischen 12 und 24 Monaten deutsche Wörter erkennen, die im Hochdeutschen, mit regionalem Dialekt oder mit fremdsprachigem Akzent gesprochen werden.

Das Experiment besteht nach einer kurzen Aufwärmphase, bei der die Babys an die App gewöhnt werden, aus insgesamt acht Durchläufen. Bei vier Durchläufen hören die Kleinkinder deutsche Wörter, bei weiteren vier Durchläufen Fantasiewörter. Ob die gesprochenen Wortlisten erkannt werden, wird anhand der Verhaltensreaktionen der Babys bewertet, während sie die Stimuli hören. Um die Reaktionen zu messen, benutzen die Wissenschaftlerinnen ein buntes Schachbrettmuster, das angezeigt wird, während die Wörter vorgesprochen werden. „Mithilfe der Kamera, die im Tablet verbaut ist, messen wir die durchschnittliche Blickdauer zur Mitte des Bildschirms“, erklärt Dr. Katharina Zahner, Postdoktorandin am Fachbereich Linguistik der Universität Konstanz und Mitarbeiterin des BSL. „Je nachdem, wie lange die Kinder den Blickkontakt aufrechterhalten und das Gehörte also interessant finden, verrät uns das etwas darüber, ob sie die vorgesprochenen Wortlisten erkennen oder nicht.“

Neue Möglichkeiten zur Erforschung von Dialektverarbeitung und Mehrsprachigkeit
Das Zielpublikum der App ist bewusst weit gefasst. „Bislang haben wir insbesondere vergleichende Studien mit schweizerdeutschen Kindern durchgeführt“, so Katharina Zahner. Durch die App erhofft sich die Wissenschaftlerin nun weitere Vorteile: „Wir wünschen uns, in Zukunft auch Eltern und Babys zu erreichen und für unsere Forschung zu gewinnen, die unter normalen Umständen eher lange Wege zu uns nach Konstanz hätten, beispielsweise aus entlegeneren Regionen der Schweiz, aus ganz anderen Dialektgegenden, aber auch aus anderen Teilen der Welt.“ So sind die Wissenschaftlerinnen beispielsweise sehr daran interessiert, wie sich der Spracherwerb bei Babys gestaltet, die mit mehreren Sprachen oder Dialekten aufwachsen.

Umso mehr freuen sich Bettina Braun und ihr Team auf zahlreiche Meldungen von Familien, die an der Studie teilnehmen und die Forschung des BSL unterstützen möchten. „Durch die Babylab-App eröffnen sich uns ganz neue Möglichkeiten“, resümiert Katharina Zahner. „Aber auch den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bietet sich die einmalige Chance, mit relativ geringem Aufwand an wissenschaftlicher Forschung teilzunehmen und Einblicke in die Arbeit und in die Forschungserkenntnisse des Babysprachlabors zu gewinnen.“

Über das Babysprachlabor an der Universität Konstanz
Das Babysprachlabor ist seit 2007 am Fachbereich Linguistik der Universität Konstanz angesiedelt und erforscht den frühkindlichen Spracherwerb, speziell, wie Säuglinge Sprache wahrnehmen und was Babys, noch bevor sie selbst anfangen zu sprechen, bereits über ihre Muttersprache wissen. Das übergeordnete Forschungsinteresse der am BSL forschenden Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler gilt insbesondere der Art und Weise, wie Kinder sprechen lernen und wie sich die Sprachwahrnehmung und Sprachproduktion in den ersten Lebensjahren entwickelt.

Faktenübersicht:

  • Neue Studie des Babysprachlabors (BSL) der Universität Konstanz unter Leitung der Spracherwerbsforscherin Prof. Dr. Bettina Braun und ihrem Team untersucht mittels der neuen Babylab-App die Worterkennung bei Babys im Alter zwischen zwölf und 24 Monaten.
  • Mit der neuen App wird gemessen, wie Babys auf Wörter reagieren, die auf Hochdeutsch, mit regionalem Dialekt oder mit fremdsprachigem Akzent gesprochen werden.
  • Verhaltensreaktionen und Aufmerksamkeitsspannen liefern Hinweise darauf, ob Wörter als solche erkannt oder nicht erkannt werden.
  • Ausführliche Informationen zum Ablauf der Studie, zu den Teilnahmekonditionen sowie zu weiteren Themen wie der Datenübermittlung und dem Datenschutz sind im Video auf der Website der Babylab-App veröffentlicht; dort kann auch die Babylab-App kostenlos über den App-Store heruntergeladen werden.
  • Kostenloser Download der Babylab-App im App-Store
  • Weiterführende Informationen zur Forschung des Babysprachlabors auf der Website des Babysprachlabors.