“A Portrait of the Artist as a Young Mother”

Presseinformation Nr. 45 vom 4. April 2012

Ausstellung der renommierten Fotokünstlerin Katharina Bosse auf Initiative von Studentinnen der Universität Konstanz

Unter dem Titel „A Portrait of the Artist as a Young Mother“ hat die Künstlerin Katharina Bosse eine Fotoserie geschaffen, in der sie sich nicht nur selbst porträtiert, sondern zugleich das Spannungsverhältnis von Mutterschaft und künstlerischer Tätigkeit thematisiert. Eine Auswahl der großformatigen Werke ist vom 20. April 2012 bis 28. Mai 2012 im Gewölbekeller des Konstanzer Kulturzentrums am Münster zu sehen. Initiative und Konzept der Ausstellung entwickelten Studentinnen der Universität Konstanz im Rahmen eines Seminars der Literaturwissenschaftlerin Dr. Eva Blome zum Thema „Zeugung, Geburt und Elternschaft“. Unterstützung erhielt die studentische Projektgruppe vom Kulturbüro der Stadt Konstanz; gefördert wird die Veranstaltung vom Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“, vom Fachbereich Literaturwissenschaft und vom Gleichstellungsrat der Universität Konstanz.

„Also brachte ich, im Laufe von fünf Jahren, zwei Kinder und eine Bilderserie zur Welt." Mit diesen Worten verknüpft die international renommierte Künstlerin im Vorwort ihres Katalogs zur Werkreihe den kreativen Schaffensprozess mit dem der biologischen Reproduktion. In ihrer zwischen 2004 und 2009 entstandenen Fotoserie „A Portrait of the Artist as a Young Mother“ inszeniert sich die Künstlerin – oftmals nackt und immer in der freien Natur – während ihrer Schwangerschaften und mit ihren zwei Kindern in deren ersten Lebensjahren. Mit den ästhetischen Mitteln der Fotografie reflektiert Bosse auf der Grundlage ihrer persönlichen Erfahrungen das Bild der Mutter als kulturelle Projektionsfigur, die zum Bild der Künstlerin in einer spannungsgeladenen Beziehung steht. Auf künstlerisch innovative Weise verbindet die Werkreihe zwei kulturelle Sphären, die nicht zuletzt aufgrund der männlichen Codierung der Figur des Künstlers in Kunst und Kultur zumeist getrennt voneinander, ja gar im Widerspruch zueinander stehen. Genau deshalb wirken Bosses Selbstinszenierungen als Mutter und Künstlerin so irritierend und herausfordernd.

Die Fotografien regen aber nicht nur zur Diskussion von gesellschaftlichen Normierungspraktiken und Rollenerwartungen an, sie hinterfragen zudem deren kulturgeschichtliche Genese. So erinnern die Selbstportraits vor einer stark stilisierten und exakt durchkomponierten Naturkulisse sowohl an die christliche Ikonografie als auch an Motive aus dem Bereich der Akt- und Landschaftsmalerei; zitiert werden etwa Mariendarstellungen oder auch die Szene der römischen Wolfsmutter, die Romulus und Remus säugt. Die – durch die christlich-abendländische Kulturgeschichte inspirierte, aber auch an die Modefotografie angelegte – Bildsprache ruft solche Vorstellungen von Mutterschaft jedoch nicht nur auf: Vielmehr werden diese stets an der Frage nach den Ein- und Ausschlüssen des Weiblichen in der Kunst gebrochen.

Katharina Bosse wurde 1968 in Turku, Finnland, geboren und wuchs in Kirchzarten, Deutschland, auf. 1994 graduierte sie in Foto-Design an der Fachhochschule Bielefeld. Unter anderem erhielt sie im Jahre 1997 den Agfa International Award for Photojournalism. Ihre Arbeiten befinden sich unter anderem in den Sammlungen des MoMa, New York und des Centre Pompidou, Paris. Zusätzlich zu ihren künstlerischen Werken erschien ihre redaktionelle Arbeit in Magazinen wie Spin, Park Avenue, Wired, Der Spiegel und dem New York Times Magazine. Nachdem sie sechs Jahre in New York gearbeitet hat, lebt Katharina Bosse inzwischen in Bielefeld, wo sie an der Fachhochschule Fotografie unterrichtet.

Weitere Informationen unter: www.exc16.de

 

Hinweis an die Redaktionen:

Bereits am Donnerstag, 19. April 2012, findet um 18 Uhr ein öffentliches Werkstattgespräch im Senatssaal (V 1001) der Universität Konstanz statt, in dem Katharina Bosse in ihre Fotoserie einführt. Die Ausstellung wird am Freitag, 20. April 2012, um 19.30 Uhr im Gewölbekeller des Kulturzentrums am Münster in der Wessenbergstraße 39 in Anwesenheit der Künstlerin eröffnet. Die Fotografien sind dort bis 28. Mai 2012 zu sehen.