Optimierung dank Automatisierung

Presseinformation Nr. 10 vom 26. Januar 2011

Ursula M. Händel-Tierschutzpreis für zwei Konstanzer Biologen


Prof. Dr. Alexander Bürkle,
Dr. María Moreno-Villanueva

Dr. María Moreno-Villanueva und ihr Mentor, Prof. Dr. Alexander Bürkle, wurden mit dem Ursula M. Händel-Tierschutzpreis 2011 ausgezeichnet. Die beiden Konstanzer Biologen teilen die 50.000 Euro Preisgeld mit einer Forschungsgruppe aus Hamburg. „Beide Forscherteams haben innovative Verfahren entwickelt, mit denen sich die Zahl von Tierversuchen deutlich senken lässt“, schreibt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die den Ursula M. Händel-Tierschutzpreis im Auftrag vergibt. Die Preisträger wurden von einer wissenschaftlichen Jury unter 14 Bewerbungen ausgewählt, wie die DFG mitteilt. Die offizielle Preisverleihung wurde am 24. Januar in Berlin durch den Präsidenten der DFG, Prof. Dr. Matthias Kleiner, vorgenommen.

Am Lehrstuhl Molekulare Toxikologie von Alexander Bürkle wurde eine automatisierte Methode entwickelt, mit deren Hilfe Erbgutschäden in menschlichen Zellen und deren Reparaturfähigkeit gemessen werden. Untersucht wird die Wirkung chemischer Stoffe, die Änderungen im genetischen Material von Zellen auslösen. Das Verfahren beruht auf mehreren hintereinandergeschalteten Schritten des Hinzufügens bestimmter chemischer Lösungen, die im Dunkeln mit hoher Präzision und unterschiedlicher Geschwindigkeit und bei unterschiedlichen Temperaturen durchgeführt werden müssen. Mit der Automatisierung in der Arbeitsgruppe Bürkle konnte das bisher von Hand durchgeführte Messverfahren optimiert werden. Der neue Test ist nunmehr so robust und präzise, dass durch solche Untersuchungen, die rein „im Reagenzglas“ (in vitro) stattfinden, eine erhebliche Zahl an Tierversuchen überflüssig machen kann.

Zum einen arbeitet der neue Test direkt mit menschlichem Zellmaterial, zum anderen besteht aufgrund der großen Messpräzision die Erwartung, dass falsch-positive bzw. falsch-negative Ergebnisse, die am Tier gewonnen wurden, künftig vermieden werden. „Wenn eine Substanz am Tier getestet wird, und diese Substanz bei einer gewissen Dosis zum Beispiel eine schädliche Wirkung zeigt, heißt das nicht unbedingt, dass sie auch beim Menschen schädlich ist“, erklärt María Moreno.

María Moreno und Alexander Bürkle waren bei der Preisverleihung nicht die einzigen Wissenschaftler der Universität Konstanz. Einer der Teilnehmer der Podiumsdiskussion über Tierversuche in der Grundlagenforschung, die anlässlich der Feier stattfand, war Prof. Dr. Marcel Leist, Inhaber der Professur für In-vitro-Toxikologie und Biomedizin und Direktor des Zentrums für Alternativmethoden zum Tierversuchersatz in Europa (CAAT-EU), das an der Universität Konstanz angesiedelt ist. Marcel Leist wurde erst Ende vergangenen Jahres der Forschungspreis „Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch“ 2010 zugesprochen.

María Moreno-Villanueva begann ihr Biologiestudium in Murcia in Spanien. Bevor sie es 2001 an der Universität Konstanz fortsetzte, arbeitete sie als Zytologie-Assistentin im Bereich Krebsvorsorgeuntersuchungen. Sie wurde 2008 an der Universität Konstanz mit einer Dissertation über die automatische Messung von DNA-Schädigungen promoviert und ist hier seit 2008 als wissenschaftliche Managerin des EU-Projekts MARK-AGE tätig.

Alexander Bürkle ist seit 2002 Professor für Molekulare Toxikologie im Fachbereich Biologie der Universität Konstanz. Er hat in Freiburg Humanmedizin studiert und war danach im Bereich der biomedizinischen Forschung am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg und später am Department of Gerontology der University of Newcastle upon Tyne in England tätig. Bürkle leitet das europäische Verbundprojekt „MARK-AGE“ zur Identifizierung von Biomarkern des Alterns beim Menschen. In diesem Projekt werden unter anderem auch DNA-Reparatur-Mechanismen und ihre Bedeutung für den Alterungsprozess erforscht.

Der Ursula M. Händel-Tierschutzpreis wird alle ein bis zwei Jahre an Lebenswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler vergeben, die durch ihre bisherigen Arbeiten oder durch ihre wissenschaftlichen Planungen zu den Zielen der Vermeidung von Schmerzen oder Leiden von Tieren beitragen.