Die Bedeutung der frühen Jahre

Presseinformation Nr. 105 vom 29. September 2011

Auftaktveranstaltung an der Universität Konstanz zum Masterstudiengang „Frühe Kindheit“

Nach einer intensiven Vorbereitungsphase wird der Masterstudiengang „Frühe Kindheit“ eröffnet. Zum Wintersemester 2011/2012 nehmen die ersten Studierenden ihr Studium auf. Der interdisziplinäre Studiengang wurde von der Universität Konstanz und der Pädagogischen Hochschule Thurgau (PHTG) als grenzüberschreitendes Studienangebot entwickelt. Darüber hinaus besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Marie Meierhofer Institut für das Kind in Zürich und der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Ulm. Anlässlich der Eröffnung findet am Freitag, 7. Oktober 2011, ab 13.30 Uhr an der Universität Konstanz in Hörsaal A 704 eine Auftaktveranstaltung für Fachleute und interessiertes Publikum statt.

Eröffnet wird die Veranstaltung durch die Rektoren der Universität Konstanz und der Pädagogischen Hochschule, Prof. Dr. Ulrich Rüdiger und Prof. Dr. Ernst Preisig. Die anschließenden Fachvorträge stehen unter der Überschrift „Die Bedeutung der ersten Jahre (Frühe Kindheit) aus bildungs- und gesellschaftspolitischer Sicht“. Prof. Dr. Heidi Keller und Prof. Dr. Sonja Perren stellen den aktuellen Stand der Wissenschaft und Forschung zum Thema „Frühe Kindheit“ am Beispiel zweier spezifischer Themen vor: Heidi Keller beleuchtet den Begriff der Autonomie im Kontext der Frühen Kindheit. Demnach ist die frühe Entwicklung in Familie und Betreuungseinrichtung am Konstrukt der Autonomie ausgerichtet, d. h. an Individualität, Selbstbestimmung, freiem Willen und Wahlmöglichkeiten von Geburt an. Auch Beziehungen sind diesem Konstrukt untergeordnet. Im Vortrag wird diese Praxis kritisch beleuchtet. Sonja Perren nimmt indessen die Beziehungen von Kindern untereinander in den Blick. Diese haben sich als bedeutsam für die soziale Kompetenzentwicklung und die psychische Gesundheit der Kinder erwiesen. Im Vortrag wird die Rolle der Kindergruppe für die Gestaltung früher Bildungs- und Betreuungsangebote diskutiert.

Um 16 Uhr treffen sich unter dem Titel „Früher, schneller, besser - Welchen Grundstein legt die Frühe Kindheit für später?“ Monika Knill-Kradolfer, Regierungsrätin des Kantons Thurgau, Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung, sowie Ruth Feller und Silvia Huber-Dönni von der Fachstelle Perspektive Thurgau zu einem Podiumsgespräch. Moderiert wird es von Prof. Dr. Alexander Woll, Sportwissenschaftler an der Universität Konstanz und Mit-Initiator des Masterstudiengangs „Frühe Kindheit“.

Das Thema Frühe Kindheit erfuhr in den letzten Jahren vermehrte Aufmerksamkeit, ist aber gleichsam umstritten: Ist hier besonderer Förderungsbedarf angesagt? Führt das nicht zu einer Verschulung der Kindheit? Ist der Druck auf Kinder, Eltern und Betreuungseinrichtungen nicht schon groß genug? Wie Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit an der Schnittstelle Frühe Kindheit zusammenarbeiten und eine gemeinsame Linie verfolgen können, soll in der Diskussion ausgelotet werden. Dabei wird die wechselseitige Abhängigkeit von Praxis und Politik thematisiert, aber auch auffällige Muster wie der starke Frauenanteil im Erziehungsbereich. Außerdem sollen Überlegungen darüber angestellt werden, welche Veränderungen die Professionalisierung im Bereich Frühe Kindheit für Praxis und Politik mit sich bringt und was diese letztendlich für die Betroffenen bedeutet.

Organisiert wird die Podiumsdiskussion von der Gleichstellungsbeauftragten der PHTG und dem Referat für Gleichstellung und Familienförderung der Uni Konstanz.