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Cathrin Hauswald
[inge-cathrin.hauswald@uni-konstanz.de]
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KollegiatInnen
Koordinator
HochschullehrerInnen



Alvin Langdon Coburn.
Photographie zwischen Piktorialismus und Abstraktion /
Photography between pictorialism and abstraction


Projektskizze

Das Paradigma „Abstrakte Fotografie“ beginnt mit Alvin Langdon Coburn (1882-1966), der 1916 über die Notwendigkeit einer entfesselten, unkonventionellen Photographie schrieb und eine solche mit den Vortographien, den ersten radikal abstrakten Photographien überhaupt, auch entwickelte. Und das, obwohl Coburn einer stimmungsvollen kunstphotographischen Strömung, dem Piktorialismus, angehörte. Geradezu seismographisch zeigt Coburns Arbeit die zahlreichen Beben photographischen Fortschritts zwischen piktorialistischer Tradition und abstrahierend avantgardistischer Radikalität an. Ein bemerkenswerter schriftlicher Nachlass – der programmatisch die Photographie reflektiert und theoretische und ästhetische Positionsbestimmungen vornimmt –, Coburns Autobiographie und eine von ihm praktizierte Intermedialität in Form zahlreicher Illustrationen von Werken wichtiger Schriftsteller seiner Zeit (H.G. Wells, Henry James, Maurice Maeterlinck u.a.), ergänzen Coburns Werk, das unverkennbare Maßstäbe für die Moderne gesetzt hat, doch bisher von der Forschung konsequent vernachlässigt wurde. Der „Einbruch des Realen“, der mit der Photographie bereits medial gegeben ist, erfährt hier eine höchst plurale Ausgestaltung.
Das Hauptanliegen des Projekts soll darin liegen, den epistemologischen Bruch in der Photographiegeschichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts anhand einer detaillierten Analyse von Coburns Werk zu beschreiben und dabei die verschiedenen ästhetischen Positionen – den Symbolismus, die Abstraktion und das Stimmungsbild – als Marker des photographischen Umbruchs nicht nur in Coburns Werk, sondern für die moderne Photographie insgesamt zu rekonstruieren und diese für eine Neuperspektivierung der Geschichte der Moderne zu nutzen. Dafür soll Coburns Wirken als zentrale Figur des epistemisch-ästhetischen Umbruchs in der Zeit der Jahrhundertwende sowohl auf bildlicher als auch programmatischer Ebene untersucht werden.

Alvin Langdon Coburn.
Photography between pictorialism and abstraction

Abstract


„Abstract photography“ as a paradigm is first constituted by Alvin Langdon Coburn (1882-1966), who in 1916 not only wrote about the necessity of an unleashed, unconventional photography but developed the very in the form of the vortographs, the first radical abstract photographs ever. This is especially remarkable since Coburn was part of pictorialism, a movement of atmospheric art photography. Virtually seismographic, Coburn’s work exhibits the numerous quakes of photographic progress between pictorial tradition and abstracting avant-garde radicalism. Coburn’s oeuvre is completed by a remarkable written estate – which reflects photography programmatically and re-determines theoretical and aesthetic positions –, his autobiography and last but not least by his practiced intermediality in form of numerous illustrations of the works of important authors living in his time (H.G. Wells, Henry James, Maurice Maeterlinck aso.). It can be asserted that his work set distinctive standards for modernity, although it was consequently neglected by research hitherto. Here the „intrusion of the Real“, which in terms of mediality has already happened with the advent of photography, receives an extreme plural embodiment.
The concern of the project is to describe the epistemological turn in the history of photography at the beginning of 20th century by analyzing Coburn’s work in detail. In doing so, the different aesthetic positions – symbolism, abstraction and pictorial ambiance – shall be reconstructed as marks of photographic change not only in his work, but for modern photography in general and should be used for a re-perspectivation of the history of modernity. Therefore Coburn’s appearance as a central figure of the epistemic-aesthetic move at the turn of the century shall be analyzed with a focus on pictorial as well as programmatic issues.

Kurzinformationen zur Person

Studium der Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaft, Arts & Film Studies und Wirtschaftswissenschaft in Konstanz und Prag. Von 2013 bis 2016 Stipendiatin am DFG-Graduiertenkolleg „Das Reale in der Kultur der Moderne“ an der Universität Konstanz; im WS 2014 Forschungsaufenthalt am History and Theory of Photography Research Centre der Birkbeck University, London. Seit März 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Sammlung Fotografie und neue Medien im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Im Januar 2017 mit einer Dissertation zu „In die Moderne. Photographie zwischen Piktorialismus und Abstraktion bei Alvin Langdon Coburn“ promoviert (Betreuer: Prof. Bernd Stiegler & Prof. Felix Thürlemann), Universität Konstanz.

Publikationen

Aufsätze.

  • „(Keine) Kunstgeschichte machen. Von der Reproduktion zum fotografischen Objekt“, in: Sabine Schulze und Esther Ruelfs (Hg.), ReVision. Fotografie im Museum für Kunst und Gewerbe, Göttingen: Steidl 2016, S. 96–123.
  • „Claude Félix Abel Niépce de Saint-Victor“, in: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, (Bd. 92 Naselli – Nordgren), Berlin: De Gruyter 2016.
  • Mit Maren Neumann, „Auf beiden Seiten – zur Problematik des fotografischen Selbstporträts“, in: Michael Hagner, Bernd Stiegler und Felix Thürlemann (Hg.), Charles Nègre. Selbstportrait im „Hexenspiegel“, Paderborn: Fink 2014.

Herausgeberschaft

  • Alvin Langdon Coburn, Die Suche nach der Schönheit. Schriften zur Photographie, hrsg. in Zusammenarbeit mit Bernd Stiegler, Paderborn: Fink (in Vorbereitung).

Vorträge

  • „‘Meine Autobiographie halt ich in Händen, nun kann es enden‘. Die Autobiographie als Nobilitierungsinstrument bei A.L. Coburn“, fotografietheoretisches & -historisches Kolloquium, UZH Zürich, Universität Konstanz & HdK Braunschweig, Konstanz (20.06.2015)
  • „A. L. Coburns autobiography as an instrument of nobilitation“, History and Theory of Photography Research Centre, Birkbeck University, London (10.12.2014)
  • „Das letzte Bild als multisensuelle Erfahrung in Die Künstler von Vsevolod M. Garšin“, 4. Interdisziplinäre Studierendentagung „Kunstwelten in Klangfarben“, Institut für Kunstgeschichte der Universität Bamberg (26.10.2013)
  • „Photographie zwischen Piktorialismus und Abstraktion bei A. L. Coburn“, fotografietheoretisches & -historisches Kolloquium, UZH Zürich & Universität Konstanz, Konstanz (13.6.2012)

Ausstellungen

  • „ReVision. Fotografie im MKG“, 21.12.2016–17.4.2017, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (Co-Kuratorin, mit Esther Ruelfs)

  • „Auf der Autobahn in die moderne Welt. Die Sammlung Fotografie im Kontext“, 27.1.–2.7.2017, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg; Kuratoren: Esther Ruelfs und Sven Schumacher (Mitarbeit)

  • „beziehungsweisen. Junge Kunst aus Leipzig“, 28.2.–3.5.2015, Kunstverein Konstanz (Co-Kuratorin, mit Nike Dreyer, Marina Geitz und Norbert Müller)

  • „Wozu Bilder? Gebrauchsweisen der Fotografie“, 15.12.2013–16.2.2014, Villa Merkel Esslingen, und 13.12.2014–01.3.2015, Kunstsammlung Jena, Kuratoren: Bernd Stiegler und Felix Thürlemann (Mitarbeit)

  • „Lichtmaler. Kunstphotographie um 1900“, 3.12.2011–5.2.2012, Städtische Wessenberg Galerie Konstanz; Kuratoren: Bernd Stiegler und Felix Thürlemann (Mitarbeit)

Lehre

  •  „…und jetzt ist es Kunst! Diskursanalytische Betrachtungen vom 19. Jahrhundert in die Moderne“, SoS 2013, Universität Konstanz (zusammen mit M.A. Nike Dreyer)