Freitag, 26.10.07 – Samstag, 27.10.07
Arbeitskreistreffen Tausch & Gabe
Schloß Freudental bei Allensbach
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EXPOSÉ: Geht man vom Gabentausch als einem fait social total (Marcel Mauss) in dem Sinne aus, daß er nicht nur alle Bereiche der Gesellschaft durchdringt, sondern auch alles umfaßt, was intra- oder interkulturell gegeben, genommen, weitergegeben oder erwidert wird, so erweist sich der Tausch von Dingen (Gaben oder Gütern) nur als besonderer Fall eines allgemeinen Prinzips der Reziprozität, das für die menschliche Gesellschaft schlechterdings kulturstiftend ist.
Das aber macht zugleich
jeden Tausch, auch den verweigerten, zu einem Fall von Kommunikation: Do
ut des; ich spreche, damit du sprichst – gerade weil jede Gabe an eine
Gegengabe, jedes Sprechen an eine Antwort appelliert, wird auch die
ausgebliebene Erwiderung, die ver¬weigerte Antwort, eine Botschaft
gewesen sein. „Man kann nicht nicht kommunizieren“, lautet das erste
Axiom der Kommunikationstheorie von Paul Watzlawick; „man kann nicht
nicht tauschen“, wäre all jenen Theorien entgegenzuhalten, die –
gleichsam wider besseres Wissen – ihren Einsatz auf die „unmögliche
Möglichkeit“ einer „reinen Gabe“ gründen (Derrida). Zu kritisieren
bleibt dennoch die ökonomistische Idealfiktion des Tauschs als einer
Win-Win-Situation (jeder bekommt, was er will, und keinem wird gegen
seinen Willen etwas genommen). Dies aber nicht, weil Reichtümer und
Kommunikationschancen in der Gesellschaft ungleich verteilt sind,
sondern weil die Idee der Äquivalenz, die schon Aristoteles Vorstellung
vom „gerechten Tausch“ und noch den modernen Geldtheorien zugrunde
liegt, keinen Gegenhalt in der ‚Natur der Dinge’ hat. Tauschen heißt
stets, Gleiches mit Ungleichem zu vergelten, und das gilt auf allen
Ebenen menschlicher Kommunikation. Erst der Symmetriebruch macht den
Tausch nötig; erst der Symmetriebruch macht ihn mög¬lich. Der Tausch
setzt die Nicht-Identität der Tauschenden ebenso voraus wie die des
Getauschten (der Wörter, der Güter oder der Frauen). Seine Regel ist
nicht Homöostase, sondern ‚Exogamie’, wenn man darunter mit Claude
Lévi-Strauss den für jede Kultur grundlegenden Verweis auf
Beziehungspartner außerhalb der eigenen Gruppe verstehen will. Das Arbeitkreistreffen
soll dem Versuch gewidmet sein, das Wechselspiel von ökonomischer,
symbolischer und psychischer Ökonomie (Zirkulation der Güter,
Zirkulation der Bedeutungen, Zirkulation der Begehren) als Grundlage
kultureller Integration zu untersuchen. Die Zugangsweise ist wie immer
interdisziplinär; es geht wesentlich darum, soziologische und
ethnologische, literaturwissenschaftliche, rechtsgeschichtliche und
wirtschaftswissenschaftliche Kompetenzen zusammenzuführen. Zu diesem
Zweck soll auch diesmal ein Reader mit Grundlagentexten erstellt werden,
zu denen die Teilnehmer Kurzreferate übernehmen. Ein möglicher
Verlaufsplan und eine Bibliographie mit weiterer Literatur liegen bei;
die Anmeldung eigener Textvorschläge ist jedoch ausdrücklich erwünscht.
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PROGRAMM: +++Freitag, 26. Oktober+++
+++Kaffeepause+++
+++Mittagspause+++
+++Kaffeepause+++
+++Samstag, 27. Oktober+++
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