Ekkehard Knörer

Die Kunst der Aneignung: Appropriation und Remake

Projektskizze
Die von mir geplante Untersuchung fragt unter den Oberbegriffen von Appropriation und Remake nach der Möglichkeit einer Figur des Dritten zwischen Original und Kopie. Nicht als philosophische Studie, die sich im Reich möglicher Unterscheidungen von Begriffen bewegt, sondern als dezidiert kulturwissenschaftliche Arbeit, in deren Zentrum die Auseinandersetzung mit je spezifischen Gegenständen steht. An je einem Beispiel aus den Bereichen Film, Literatur, Theater, Kunst und Musik sollen Beschreibungs- und Denkmöglichkeiten erkundet werden, die offen bleiben für das Spezifische der unterschiedlichen Medien-Praktiken und für den Einzelfall, gerade in den Momenten, in denen er sich einer allgemeinen Logik von Original und Kopie entzieht.

Appropriation heißt Aneignung. In den von mir untersuchten Fällen aber – einem Remake, einer ”totalen Identifikation” mit einem Autor, dem Streben nach möglichst identischer Nachahmung in unterschiedlichen Medien und Formen – vollzieht sich diese Aneignung gerade in der Markierung des Kopiecharakters des Eigenen. Die Kopie als Original und Nicht-Original, das Eigene als Kopiertes, Umgang also mit einem Paradox. In der Kopie wird das Original von sich selbst entfernt und so nicht zum Eigenen, aber auch nicht zur Kopie, sondern zum Angeeigneten. Es geht also um eine Praxis, die sich in der Nähe von Pastiche und Parodie, von Fake und Plagiat bewegt, aber in der weit reichenden Subversion der Differenz von Original und Kopie auf keinen dieser Begriffe zu bringen ist. Beleuchtet werden Praktiken der Durchstreichung von Autorschaft, der identischen Wiederholung, der Mimikry, der Frottage.

Untersucht werden:

Kino: Gus van Sants einstellungsgetreues Remake von Alfred Hitchcocks ”Psycho”
Literatur: Jorge Luis Borges‘ fiktiver Fall einer Appropriation: Pierre Menard, Autor des Quijote.
Kunst: Die appropriation art von Elaine Sturtevant
Theater: Channeling Grotowski: ”Poor Theater” der Wooster Group
Popmusik: Camper van Beethoven kopieren ”Tusk” von Fleetwood Mac

Vorträge, Veröffentlichungen, Lehre
Lectures, Publications, Teaching

Vorträge
Lectures

"Counterfeit: Of Signs and Money in Robert Bresson's 'L'Argent'". Tagung "Money and Culture", University College Cork, 6.-8. Mai 2005.

"Hollywood blickt dich an. Zu Deleuzes Begriff der 'Kontrollgesellschaft'”. Tagung "Infame Bilder”, Filmmuseum Wien, 27.-29.5. 2004.

"Presenting Pictures of the Past. History in Enki Bilal's 'The Hunting Party' and in Art Spiegelman's 'Maus'?, Tagung "Szenarien des Comic - kulturwissenschaftliche Untersuchungen im Medium der Schriftbildlichkeit?, Neue Gesellschaft für Literatur, Berlin, 27./28.8.2003

"Remake. Pastiche. Zu Gus van Sants Psycho-Remake? Tagung "OriginalKopie. Praktiken des Sekundären? Sektion: Duplizieren, Sonderforschungsbereich Medien und kulturelle Kommunikation der Universität Köln, 24.- 26.5.2003.

"Durchsetzung des Rechts. Heinrich von Kleists Michael Kohlhaas”, Tagung "Setzung & Composita?, Graduiertenkolleg "Repräsentation-Rhetorik-Wissen”, November 1999.

Publikationen
Publications


Dissertation

Entfernte Ähnlichkeiten. Rhetorik und Ästhetik des 17. und 18. Jahrhunderts am Leitfaden des Witzes. Erscheint vorauss. 2005.



"Ästhetische Evidenz: Alexander Gottlieb Baumgartens Begriff des phaenomenon" in: Sibylle Peters (Hg.): Evidenz in den Kulturwissenschaften. Bielefeld 2005 (im Druck).

"Gesichter geben, Geschichte schreiben. Geschichtsschreibung in Comics von Art Spiegelman und Enki Bilal", in: Stefanie Diekmann, Matthias Schneider (Hg.): Szenarien des Comic. Berlin 2005. (Vortrag auf der gleichnamigen Tagung im September 2003).

"Theatralität in Tod Brownings Filmen" (mit Stefanie Diekmann) in: Bernd Herzogenrath (Hg.): Tod Browning. London 2005 (im Druck).

Lemmata "Poststrukturalismus", "Kontrollgesellschaft", "Aufschreibesysteme", "Paul de Man" in: Patrick Baum, Stefan Höltgen (Hg.): Wörterbuch des Poststrukturalismus. Bielefeld 2005 (im Druck).

"Ein Held unserer Zeit". Nachwort zu: Charles Willeford: Die schwarze Messe. Berlin 2005 (im Druck).

"Bollywood 101: Geschichte und Ästhetik des populären Hindi-Films" in: Splatting Image 06/2005 (im Druck).

"Auflösung des Rahmens. Anmerkungen zum Wüstenfilm" in: AugenBlick 06/2005 (im Druck).

"Vers Denis. Zu Claire Denis' 'Vers Nancy' und 'Vers Mathilde'" in: Sonderheft des Filmmuseums Wien zu Claire Denis. Wien 2005 (im Druck).

Lemmata "Oberfläche" (Anime) und "Transfiguration" (Bollywood) in: Joanna Barck, Petra Löffler (Hg.): Gesichter des Films. Köln 2005 (im Druck).

"Mon Frère, Inch'allah. Gespräch über Abdellatif Kechiches 'L'Esquive'" (Gesprächsteilnehmer) in: Jungle World 8/05.

"Ungeahnte Formen: Apichatpong Weerasethakuls 'Blissfully Yours' mit Frieda Grafe" in: sinn-haft 12/04.

"Remake. Pastiche. Zu Gus van Sants Psycho-Remake? in: Eckhard Schumacher, Brigitte Weingart u.a. (Hg.): OriginalKopie. Köln 2004. (Vortrag auf der gleichnamigen Tagung im Mai 2003).

"Ich würd‘ das mal Obsession nennen. Liebe in den Filmen von Oskar Roehler und Tom Tykwer”. Texte zur Kunst 12/2003.

Kontroverse. Stefan Reinecke/Ekkehard Knörer über Christopher Roths umstrittenen Spielfilm "Baader?. Universitas 12/2002


Kürzere Texte
short texts

Filmkritiken in der taz, zuletzt zu Mira Nairs „Vanity Fair“ (30.3.2005), Hiner Salems „Wodka Lemon“ (12.3.2005) und Michael Winterbottoms „Code 46“ (3.3.2005).

Krimikolumne „Mord und Totschlag“ beim Perlentaucher.

Mehr als 500 Kritiken und Essays bei Jump Cut und dem Krimimagazin Crime Corner.

Weitere journalistische Veröffentlichungen in der FAZ, bei new filmkritik, satt.org, Kolik. Eigenes Weblog Akzeptanzstelle: http://jumpcut.antville.org.


Übersetzungen
Translations

Aufsatz „Ally Sloper: Der erste Superstar des Comic?“ in: Stefanie Diekmann, Matthias Schneider (Hg.): Szenarien des Comic. Berlin 2005.

Aufsatz “Spaces of Memory” von Bartolomeu Mari zur Ausstellung im Neuen Museum Weserberg, Bremen 2004.

James E. Young: Nach-Bilder des Holocaust in zeitgenössischer Kunst und Architektur. Hamburg 2002.

Aufsätze:
Mark Freeman: “Tradition und Erinnerung des Selbst und der Kultur“, Anselm Haverkamp: "Lethes Ufer und die Gezeiten der Geschichte“ in: Harald Welzer (Hg.): Das soziale Gedächtnis. Geschichte, Erinnerung, Tradierung. Hamburg: Hamburger Edition 2002.

Lehre
Teaching

Wintersemester 2004/5: Seminar „Postdramatisches Theater“, Universität Erfurt.

Wintersemester 2003/4: : Seminar „Einführung in den Kulturjournalismus“, Universität Frankfurt (Oder), Seminare „Wahlverwandtschaften“, „Lyrik der Gegenwart“, Universität Erfurt

Wintersemester 2002/3: Seminar „Theorie und Praxis des Erzählens um 1800“, Universität Frankfurt (Oder).