Daniel Eschkötter

Gespenster der Geschichte – Phantombilder der Gegenwart. Politische Spektrologien in Film und Literatur

Projektskizze

Gespenster haben in der zeitgenössischen Kunst, insbesondere in Film und Literatur, oft eine Doppelfunktion. Zum einen hat der Spuk einen historischen und politischen Index: Das Gespenst fungiert als Chiffre für eine Heimsuchung durch die Geschichte und durch die Effekte politischer Exklusionen. Zum anderen ist der Grenzverkehr zwischen den Körpern der Politik und der Subjekte an den gespenstischen Charakter ihrer jeweiligen Bilder gebunden: Der paradoxale phänomenale Status des Gespenstes lässt die Möglichkeiten und Techniken der Bildgebung und Bildkontrolle nicht unberührt; im Medium des Gespenstes wird auch das Gespenstische der Medien ausgetragen. Diese Doppelfunktion generiert in gegenwärtigen Texten, etwa Alexander Kluges & W. G. Sebalds, und Filmen, etwa Claire Denis’ und Christian Petzolds, Gespenster-Verfahren und Phantom-Poetiken, politische Spektrologien. Sie sind Verfahren der Reflexion von Geschichte im Horizont ihrer medialen Fassung, Strategien des Umgangs mit Latenzphänomenen des Politischen. Ihre Konfiguration der Komplexe Medientechnik, Poetik der Geschichte und Theorie des politischen Imaginären lässt sich dergestalt pointieren, dass technische Medien immer schon Gespenstererscheinungen produzieren und diese vice versa Reflexionen von Medien und Medialität liefern; dass individuelle und kollektive Traumata und überhaupt historische Ereignisse in einer Rhetorik und Ikonologik der Heimsuchung in Erscheinung treten; dass regulative Sozialfiktionen grundsätzlich einen gespenstischen Charakter haben, sie deshalb auch konsequent als Gespenster-Geschichten zu erzählen und zu zeigen sind. Diesem Zusammenhang ist das Dissertationsprojekt gewidmet.

Kurzinformationen zur Person:

Daniel Eschkötter, M. A. Studium der Germanistik, Philosophie, Politikwissenschaft und Anglistik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, der Universität Hamburg und der Johns Hopkins University Baltimore; ab Juli 2007 Stipendiat im Graduiertenkolleg Die Figur des Dritten an der Universität Konstanz; seit Januar 2008 Stipendiat am Graduiertenkolleg Mediale Historiographien an der Bauhaus-Universität Weimar.

Mitglied im DFG-Netzwerk Kunst und Arbeit. Zum Verhältnis von Ästhetik und Arbeitsanthropologie vom 18. bis zum 21. Jahrhundert (Antragstellerin PD Dr. Anja Lemke) mit dem Projekt Material Ghosts. Filmische Ontologien und Spektrologien der Arbeit

Texte u. a. zu Heinrich von Kleists Flüssen, zu Walter Benjamins Moskauer Gedankengradnetz, zu Claire Denis’ & Jean-Luc Nancys Film/Körpern, zu alten und neuen Filmen.