Teilprojekte (Erste Förderphase)

Teilprojekt 5: Entwicklungsbedingungen von Absichtlichkeit und ihrer Grenzen
Fachgebiet: Entwicklungspsychologie
Projektleiter: Prof. Dr. Gisela Trommsdorff
Projektbearbeiter: Dipl. Psych. Tobias Heikamp,
Dipl. Psych. Antje von Suchodoletz
Projektbeschreibung

Ziel dieses Teilprojektes im Rahmen der durch die DFG geförderten interdisziplinären Forschergruppe »Grenzen der Absichtlichkeit« an der Universität Konstanz ist die Untersuchung der Entwicklung von Selbstregulation bei Kindern im Vorschul- und Schulalter. Selbstregulation wird in diesem Sinne als ein Aspekt von Absichtlichkeit verstanden, der die Bereitschaft und Fähigkeit beinhaltet, Ziele über die Zeit und sich verändernde Umstände hinweg aufrechtzuerhalten. Zwei Komponenten von Selbstregulation, die Fähigkeit zur Emotionsregulation und zur Verhaltenssteuerung, sollen eingehender studiert werden. Emotionsregulation beinhaltet die Fähigkeit positive und negative Affekte im Handlungsablauf auf ein adäquates Niveau zu regulieren. Verhaltenssteuerung wird als die Fähigkeit verstanden, selbst auferlegte oder extern vorgegebene Ziele zu verfolgen, wie z.B. das Befolgen von Verhaltensregeln. Es wird angenommen, dass im Entwicklungsverlauf Regulationsstrategien in der Interaktion mit Bezugspersonen eingeübt werden und darauf aufbauend die Regulationsfähigkeit wächst. Damit einhergehend werden soziale Verhaltensstandards internalisiert. Dies soll in zwei sich ergänzenden Unterprojekten untersucht werden.

Unterprojekt 1: Zum einen werden auf verschiedenen Verhaltensebenen und unter unterschiedlichen Kontextbedingungen psychologische Prozesse der Selbstregulation (u.a. inhibitorische Kontrolle, Aufmerksamkeitssteuerung) und ihre funktionale Bedeutung für die Entwicklung von Emotionsregulation und Verhaltenssteuerung untersucht. Ein zweites Untersuchungsziel ergibt sich aus der Frage, inwieweit die Entwicklung von Selbstregulation und die damit einhergehende Internalisierung von Verhaltensstandards die Beurteilung von Intentionen, die dem Verhalten anderer Personen zugrunde liegen, beeinflusst (Fremdattribuierung).
Die Analyse interindividueller Unterschiede in Bezug auf Strategien und Ergebnisse der Selbstregulation sowie ihr Entstehen sind Untersuchungsgegenstand von Unterprojekt 2. Eine zentrale Entwicklungsdeterminante wird in frühen Bindungserfahrungen gesehen, die die Bindungsqualität einer Person beeinflussen. Bindungsqualität wird im Sinne eines inneren Arbeitsmodells verstanden, das u.a. Vorstellungen des Kindes über sich selbst (z.B. Selbstwert- und Kompetenzeinschätzung) und über andere Personen (z.B. Verfügbarkeit der Bezugsperson) sowie damit verbundene Erwartungen und Gefühle bei der Selbstregulation mit einschließt.

Ausgehend von einem Handlungs- und kontexttheoretischen Ansatz liegt ein Schwerpunkt des Teilprojektes auf der Verhaltensbeobachtung von Kindern unter verschiedenen experimentellen Bedingungen (u.a. Resistance to Temptation-Paradigma). Daten der Verhaltensbeobachtung werden durch quantitative Daten ergänzt, die mittels Forschungsparadigmen gewonnen werden, die der Motivations- und Kognitionspsychologie entstammen (u.a. Stop-Aufgabe). Zur Erfassung der Bindungsqualität des Kindes und der Fremdattribuierung werden semi-projektive Szenariotechniken verwendet. Des Weiteren werden mit Hilfe standardisierter Fragebögen zusätzliche Daten über verschiedene Aspekte des elterlichen Erziehungsverhaltens sowie von Persönlichkeitsmerkmalen des Kindes gewonnen. Das Teilprojekt mit beiden Unterprojekten soll einen entwicklungspsychologischen Beitrag zu einer Theorie über Absichtlichkeit und ihrer Grenzen leisten.