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S. 59

Welche Rahmenbedingungen brauchen

junge Forscherinnen und Forscher? Prof.

Dr. Giovanni Galizia, Direktor des Zu­

kunftskollegs, erläutert im Interview, wie

man den »Motor der Wissenschaft« am

Laufen hält.

Herr Professor Galizia, sind junge

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft­

ler der „Motor der Wissenschaft“?

Prof. Dr. Giovanni Galizia: Auf jeden

Fall. Wo kommen die neuen Ideen her?

Eine interessante Statistik zeigt, in wel-

chen Lebensjahren Menschen die Erfin-

dungen machen, die später zum Nobel-

preis geführt haben. Das sind durchaus

junge Jahre. Gute Ideen haben Menschen

in jedem Lebensalter, aber die Originell­

sten kommen von Menschen, die sich neu

in ein Gebiet wagen, die in diesem Gebiet

Neues für sich selbst entdecken – und da-

durch auch für die Wissenschaft. Das sind

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-

ler in jungen Jahren.

Wie können wir diesen „Motor

der Wissenschaft“ am Laufen halten?

Was braucht es, um den wissenschaft­

lichen Nachwuchs zu fördern?

Ich glaube, das Allerwichtigste ist die

Selbstständigkeit – und die Unabhän-

gigkeit. Man kann in der Wissenschaft

nichts Schlimmeres machen, als junge

Forscherinnen und Forscher lange Zeit

in festen Korsetts zu halten und die Un-

abhängigkeit nach hinten rauszuschie-

ben – mit der Ausrede, sie seien ja noch

„in der Ausbildung“. Wir verfolgen an der

Universität Konstanz eine ganz explizite

Gegenrichtung, indem wir jungen Wis-

senschaftlerinnen und Wissenschaftlern

signalisieren: Nach der Promotion seid ihr

selbstständig. So haben wir zum Beispiel

das Zukunftskolleg gegründet, darin ent-

scheiden unsere Fellows selbstständig da-

rüber, was sie erforschen und wie sie ihre

eigene Forschung betreiben. Wir fördern

sie darin.

Welche Rahmenbedingungen müssen

wir ihnen bieten?

Wichtig ist, dass die jungen Wissen-

schaftlerinnen und Wissenschaftler in

dieser selbst entwickelten Forschung

nicht alleingelassen werden. Das erfor-

dert einerseits die richtige Infrastruktur,

andererseits aber auch Menschen im in-

tellektuellen Austausch. Einen Mentor,

der nicht ein Vorgesetzter ist, sondern

eben ein wissenschaftlicher Partner.

Es erfordert einen internationalen Aus-

tausch mit anderen Universitäten, das Ge-

spräch über die Generationen hinweg. Das

sind alles Elemente, die wir an der Uni-

versität Konstanz und im Zukunftskolleg

als Kernpunkte für die Förderung junger

2001

2007

Gründung des Zentrums

für den Wissenschaftlichen

Nachwuchs

Aus dem Zentrum für den

Wissenschaftlichen Nachwuchs

wird das Zukunftskolleg

»... heißt Perspektiven geben.«

Einen Film zum Zukunftskolleg

können Sie auf unserer Jubiläums-

Website abrufen:

– uni.kn/50jahre/unikon/filme

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-

ler identifizieren.

Auf welchem historischen Boden ent­

stand das Zukunftskolleg? Auf welche

Entwicklungen hat es reagiert?

Das Zukunftskolleg hat damals auf

eine Diskussion reagiert, die deutsch-

landweit geführt wurde und noch immer

geführt wird: Dass sich das Eintrittsalter

in die Professur zunehmend nach hinten

verlagert. Es fehlte ein Konzept, in dem

eine frühe Unabhängigkeit auch in einem

Rahmen stattfindet, in dem sie sich ent-

wickeln kann. Da hat der damalige Rektor

Gerhart v. Graevenitz gesagt: Wir müs-

sen etwas Neues schaffen. Etwas, das viel

mehr den Charakter einer Akademie, einer

Gemeinschaft hat. Das war die Geburts-

stunde des Zukunftskollegs. Ich finde das

als Idee unglaublich spannend, wenn ich

das Zukunftskolleg im historischen Kon-

text der Universität Konstanz denke: Die

Universität Konstanz ist 1966 gegründet

worden. Faszinierend, wenn man sich die

ersten Pläne von den Gründern anschaut,

die sich überlegt hatten: Eine Reformuni-

versität am Bodensee, was heißt das?

Wo findet dieser Reformgedanke

seinen Ausdruck?

Sie brauchen nur auf die Architek-

turpläne der Universität Konstanz zu

_