4.1.3 Gegenständliche Symbole

Die Quellengruppe der gegenständlichen Symbole besitzt traditionell in der Mediävistik einen besonderen Stellenwert. Dies liegt an der mangelhaften Textbasis für das Frühmittelalter, an der hohen Bedeutung nonverbaler Kommunikation und am Symbolreichtum im Mittelalter. Spezielle Hilfswissenschaften haben sich zur Erforschung gegenständlicher Symbole wie Wappen und Siegel gebildet. Auch in der Neuzeit finden gegenständliche Symbole weite Verbreitung, nicht nur in autoritären Systemen, sondern auch in Demokratien. Die Historikerin Elisabeth Fehrenbach hat für das Zeitalter des Nationalstaates eine allgemeine Symbolik in Flaggen, Hymnen, Nationaldenkmälern aufgezeigt. Symbole erfahren Bedeutungsverschiebungen und sind oft mehrdeutig. Diachron, also entwicklungsgeschichtlich, und synchron, also zeitgleich, muss man die unterschiedliche Verwendung und Bedeutung von Symbolen berücksichtigen und interpretieren. Die Relevanz gegenständlicher Symbole lässt sich am Streit um sie ablesen.

Kokarde, schwarz-rot-gold, um 1832

Kokarde, schwarz-rot-gold, um 1832.

Beispiel 1: Flaggenstreit

Die Mehrdeutigkeit von Symbolen zeigt sich anhand des ‘Flaggenstreites’ in der Weimarer Republik. Schwarz-Rot-Gold galt nach dem Ersten Weltkrieg zunächst als Symbol für die großdeutsche Bewegung in Österreich, so dass der Alldeutsche Verband 1918 für diese Fahne eintrat. Erst in Abgrenzung zu Schwarz-Weiß-Rot wurde die demokratisch-liberale Bedeutung wiedergewonnen. Während Konservative mit der schwarz-weiß-roten Fahne des Kaiserreichs den Bezug zur Tradition herstellen wollten, rekurrierten Demokraten auf die schwarz-rot-goldene Fahne als Symbol der Revolution von 1848 und der Demokratie. Später nannte sich ein republikanischer Zusammenschluss prägnant „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“. Der Flaggenstreit endete in einem Kompromiss, für die Handelsschiffahrt waren beide Flaggen gültig, und ab dem 5. Mai 1926 wurde die Doppelbeflaggung für die diplomatischen Vertretungen im Ausland zugelassen.

Beispiel 2: derzeitige Verwendung der schwarz-rot-goldenen Fahne

Heutzutage ist die schwarz-rot-goldene Fahne die offizielle Nationalflagge Deutschlands. Ihr Zeigen außerhalb staatlicher Zeremonie besitzt entweder eine eher folkloristische Bedeutung, etwa bei Fußballspielen, oder hat einen politisch-nationalen Akzent, etwa vor und während der Wiedervereinigung als Symbol des Einigungsstrebens. Eine Infragestellung der Nationalfarben erfolgt heute offiziell praktisch nicht mehr: Schwarz-Weiß-Rot als Flaggenfarben im deutschen Kontext weisen mit an hoher Wahrscheinlichkeit auf eine rechtsextreme Gesinnung jenseits von konservativen Überzeugungen hin.

Hermannsdenkmal bei Detmold-Hiddesen, 1875

Hermannsdenkmal bei Detmold-Hiddesen, 1875.

Weitere Beispiele für Gegenständliche Symbole sind:

Fahnen, Wappen, Logos, Siegel, Stempel, Leitfiguren, Kleidung, Uniform, Abzeichen, Rangabzeichen, Hymne usw..


Links ist ebenfalls ein Beispiel für eine gegenständliche Quellen mit hohem Symbolgehalt zu sehen: das Hermansdenkmal bei Detmold-Hiddesen.