4.3.2.6

1. Was ist eine Reihe und wie grenzt man sie gegenüber Zeitschriften ab?

2. Warum und welche Reihentitel gibt man an – wenn man sie angibt?

3. Wie gibt man Reihentitel an?

1. Was ist eine Reihe und wie grenzt man sie gegenüber Zeitschriften ab?
Zunächst stellt sich die Frage, was eine "Reihe" eigentlich ist und vor allem, was eine Reihe von einer Zeitschrift unterscheidet. Für eine Erklärung wird man bei der Monographie ansetzen. Da ist also ein Buch von einem Autor, das eine Druckerei druckt und das ein Verlag herausbringt. Es steht ganz allein für sich.

Monographien und Sammelband

Nun kann es aber sein, dass ein Verlag einen inhaltlichen Zusammenhang zwischen verschiedenen Büchern herstellen möchte und dies auch äußerlich erkennbar gestaltet. Ein Beispiel ist die Schriftenreihe  der Historischen Komission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Das wäre eine Reihe (von Monographien). Schaut man genauer hin, sieht  man, dass in Reihen auch Sammelbände vorkommen können.

Es ist auch möglich, dass in einer Reihe in einem Band verschiedene Artikel eines Autors zusammengestellt werden, die auch noch inhaltlich eng zusammengehören. Dann wird teilweise sogar fraglich, ob man es mit einer Monographie zu tun hat oder mit einem Sammelband und wie zu zitieren ist, ob Band oder Aufsätze. 

So wie ein Verlag einen Zusammenhang zwischen verschiedenen Monographien bzw. Sammelbänden herstellen kann, kann dies auch ein wissenschaftlicher Herausgeber. Meist ist das ein Gremium.

Ein solches Gremium kann eine Reihe etablieren, indem es Monographien oder Sammelbände mit dem Signum einer Reihe versieht. Solche Reihen sind in der Regel inhaltlich oder systematisch organisiert, die Reihentitel aber weit genug gefasst, so dass ein großer Spielraum entsteht.

Der Unterschied zur Zeitschrift liegt nun hauptsächlich im periodischen Erscheinen der Zeitschrift, was bei Reihen nicht gegeben ist. Auch Zeitschriftenbände, vor allem ältere, können aus nur einem Artikel bestehen und so als Monographie erscheinen. Für die Erkennung wichtig ist vor allem die Kombination von Bandangabe und Jahreszahl. Werden diese graphisch deutlich aufeinander bezogen, wird man eher von einer Zeitschrift ausgehen können.
Die Grenzen können aber verfließen, vor allem bei periodisch herausgegebenen Tagungsberichten. Im Zweifel optiert man wohl eher für die Bezeichnung als Reihe.

Sammelband Luhmann

Luhmann, Niklas. Soziologische Aufklärung, Bd. 2: Aufsätze zur Theorie der Gesellschaft. Opladen, 19914.

Ein Sonderfall sind Reihen, die thematisch sehr eng zusammenliegen und deren Bände von wenigen oder nur einem Autor stammen. Die Unterscheidung mehrbändiges Werk versus Reihe kann dann schwerfallen. Im Zweifel gibt man aber auch hier den Reihentitel an.

Wie Reihen werden meist auch Ergänzungsbände diverser Zeitschriften behandelt.

2. Warum und welche Reihentitel gibt man an – wenn man sie angibt?
Auch hier werden verschiedene Auffassungen vertreten: Es gibt im wesentlichen drei Auffassungen:

    • Auch Verlagsreihentitel werden angeben.
    • Nur Reihen, die von Fachwissenschaftlern herausgegeben wurden, werden angegeben.
    • Reihentitel werden überhaupt nicht angegeben.

Warum ist das so?

Verlagsreihen dienen der leichteren Erkennbarkeit von inhaltlichen Bezügen, haben aber auch eine wichtige ökonomische Bedeutung. Bei Suhrkamp in der Reihe Wissenschaft etwa gibt es Publikationen, deren außerordentliche Bedeutung allgemein anerkannt ist. Die Reihe solcher Titel sorgt dafür, dass auch für als minder bedeutsam erachtete Titel aufgrund der Publikation gerade in der Reihe ein großes Interesse erzeugt wird. Der Verdacht ökonomischen Interesses reicht aus, um die Reihenangabe durch Verlage zu diskreditieren, weil im Zweifel neben wissenschaftlichen Interessen ökonomische, also systemfremde, vermutet werden.Darüber hinaus sind Verlagsreihen inhaltlich oft noch offener als wissenschaftliche Reihen und können von daher eine Verortung des Einzelbandes in einen thematischen oder systematischen Zusammenhang kaum oder nicht gewährleisten. So erscheint bei Suhrkamp in der Reihe Wissenschaft Soziologie, Geschichte, Philosophie etc. bunt nebeneinander .

Kuhn, Thomas: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. Frankfurt am Main, 1973.

Kuhn, Thomas. Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen

Fachwissenschaftliche Herausgeber bürgen, wenn sie einen Titel in eine Reihe aufnehmen, für einen gewissen Qualitätsstand des Bandes und für die inhaltliche bzw. systematische Einordnung in einen größeren Diskussionszusammenhang. Das Renommé der Herausgeber und die bisherige Qualität der Einzelbände verleiht den neuen Bänden ein gewisses Prestige. Dass auch hier unwissenschaftliche Erwägungen zur Aufnahme von Bänden in Reihen vorkommen können, ist zwar nicht von der Hand zu weisen, doch geht das wissenschaftliche Renommé der Reihe verloren und gefährdet damit das der Herausgeber, wenn Reihen ihre Standarts nicht halten. Dieser Zusammenhang stellt eine für die meisten Autoren hinreichende Verlässlichkeit her.
Die Gründe für die Reihenangabe sind also die Übernahme eines als valide erachteten Qualitätsurteils sowie die Verortung in einem thematischen bzw. systematischen Diskussionszusammenhang. Die meisten Historiker nennen derartige Reihen.

Die Auslassung der Reihenangabe findet man dann bei Autoren, welche die ökonomischen Interessen einerseits und die Validität der Qualitätsurteile bzw. die Sinnhaftigkeit der Verortung der Bände in Zweifel ziehen. Die Mühsal der Nennung des Reihentitels mag zwar bei der Entscheidung eine Rolle spielen, ist aber kein sonderlich überzeugendes Argument.

3. Wie gibt man Reihentitel an?
Wieder das alte Lied. Es gibt viele Möglichkeiten, doch lassen sich Tendenzen erkennen:

          1. Die Angabe des Reihentitels wird meist weit nach hinten gestellt.
          2. Die Untertitel der Reihen werden oft weggelassen.
          3. Abteilungen in Reihen werden meist mit angegeben.
          4. Die Angabe steht in der Regel in einer runden oder eckigen Klammer.
          5. Die Bandangabe wird zumeist abgekürzt oder ganz weggelassen.

Beispiel:
Ronald G. Asch: Der Hof Karls I. von England. Politik, Provinz und Patronage 1625-1640 (Norm und Struktur, Bd. 3) , Köln Weimar Wien 1993.

Asch, Roland

Das Deckblatt des Buches.

Asch, Roland

Die Titelseite des Buches.

Dabei fällt auf, dass die Herausgeber der Reihe, die ja für die Qualität des Titels bürgen, gar nicht mit angegeben werden, obwohl das möglich wäre: Gerd Althoff, Heinz Duchhardt, Peter Landau, Klaus Schreiner und Winfried Schulze kann man sehr gut anführen. Gleichwohl unterbleibt dies regelmäßig. Die Gründe dafür? Man kann sie in der Überlänge der Angaben sehen, in der Mühseligkeit der Aufnahme der Herausgeber, in dem Vertrauen auf das Wissen um die Herausgeberschaft. Das sind zwar keine überragenden Argumente, aber die Praxis ist hier einheitlich.
Auch nicht angegeben wird meist der Untertitel der Reihe: “Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und Früher Neuzeit”. Die Gründe hierfür dürften die gleichen sein wie für die Auslassung der Herausgeber der Reihe.

Ronald G. Asch: Der Hof Karls I. von England. Politik, Provinz und Patronage 1625-1640 (Norm und Struktur, Bd. 3), Köln Weimar Wien 1993

Viele stellen diese Angabe ganz nach hinten.
Das kann dann auch etwas so aussehen:

Asch, Ronald G.: Der Hof Karls I. von England. Politik, Provinz und Patronage 1625-1640, Köln Weimar Wien 1993 (Norm und Struktur, 3)