4.3.2.4

Unselbständige Publikationen werden in der Regel in Zeitschriften, Sammelbänden, Tagungsberichten, Festschriften oder ähnlichen Publikationsformen herausgegeben. Diese werden in Datenbanken und Bibliotheken meist unter dem Zeitschriftentitel bzw. dem Namen des Herausgebers geführt, lassen also den Autor des einzelnen Artikels oft nicht erkennen.
Gibt man nun einen solchen Text mit Autor an, wird man ihn doch unter dem Autorennamen nicht finden. Daher muss man entweder die Zeitschrift oder aber den Herausgeber angeben.

Die folgenden Ausführungen helfen bei der Suche und der Zitation unselbständiger Publikationen:

1. Sammelbände

Beispiel:

    Alfred Kohler: Zur politischen Rolle des Herrschers in den österreichischen Ländern im 16. Jahrhundert; in: Polen und Österreich im 16. Jahrhundert, herausgegeben von Walter Leitsch und Stanislaw Trawkowski (Wiener Archiv für Geschichte des Slawentums und Osteuropas. Veröffentlichungen des Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung der Universität Wien, Band XVII), Wien Köln Weimar 1997, S. 30-46.

Suchen wird man in den Datenbanken bzw. Katalogen unter Leitsch, Walter mit dem Kurztitel Polen und Österreich und erst darin wird man den Aufsatz von Kohler finden.

Im Detail gibt es wieder eine Fülle von Möglichkeiten, wie der Herausgeber kenntlich zu machen ist. Zunächst werden viele nicht eigens schreiben: herausgegeben von, sondern  Abkürzungen bringen, etwa: hg. von oder hrsg. von oder einfach (Hg.) oder (Hrsg.).

Andere stellen nicht den Titel des Sammelbandes nach vorn, sondern die Herausgeber. Es könnte dann so aussehen:

    ALFRED KOHLER: Zur politischen Rolle des Herrschers in den österreichischen Ländern im 16. Jahrhundert; in: WALTER LEITSCH und STANISLAW TRAWKOWSKI (Hrsgg.): Polen und Österreich im 16. Jahrhundert (Wiener Archiv für Geschichte des Slawentums und Osteuropas. Veröffentlichungen des Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung der Universität Wien, Band XVII), Wien Köln Weimar 1997, S. 30-46.

Sammelbände mit Texten nur eines Autoren
Das ist ein sehr häufiges delikates Problem, das oft übersehen wird. Es gibt Bücher, die so aussehen wie eine Monographie. Schaut man genauer hin, stellt man fest, daß ältere und teils neue Artikel eines Autoren inhaltlich gut passend zu einer größeren inhaltlichen Einheit arrangiert wurden. Als was betrachtet man so ein Werk? Monoraphie oder Sammelband?

Beispiel:

Zitiert man Passagen unter dem Titel des Bandes oder unter dem des Aufsatzes? Wenn man den Aufsatz zitiert, zitiert man dann den Ort der früheren Publikationen mit, wie es eigentlich üblich ist?
Die Praxis verfährt hier überwiegend pragmatisch. Ist die inhaltliche Klammer gelungen, verzichten viele auf den Hinweis, daß es sich um einen Aufsatz handelt.

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Ein Beispiel für pragmatisches Vorgehen:

    Niklas Luhmann, Gesellschaftsstruktur und Semantik. Studien zur Wissenssoziologie der modernen Gesellschaft, Bd. 1, Frankfurt am Main 1993, 72-161.

Die sehr korrekte Angabe:

    Niklas Luhmann, Interaktion in Oberschichten. Untertitel; in: Ders. Gesellschaftsstruktur und Semantik. Studien zur Wissenssoziologie der modernen Gesellschaft, Bd. 1, Frankfurt am Main 1993, S. 72-161, zuerst veröffentlicht 1980.

Kongress- und Tagungsberichte, Serientitel
Es ist also wichtig, den Herausgeber anzugeben. Das kann etwa bei Kongreß-, Tagungsberichten oder Serientiteln auch einmal eine Institution sein. Diese werden von manchen behandelt wie Personen, andere geben statt dessen den Titel (am Ende des Literaturverzeichnisses oder im Zusammenhang der Aufsatznennung) an:

Einige erfundene Beispiele:

    Institut für Formalienforschung: Tagungsbericht XII...
    Berichte des Instituts für Fußnotenforschung. Konstanz 2001...
    Marco Accurato-Pendére: Kleiner Beitrag zur Kunde des Semikolons in der Angabe des Aufsatzes; in: Berichte des Konstanzer Instituts für Fußnotenforschung (Wissenschaft in Wissenschaft und Praxis, Bd. 1), Konstanz 2101, S. 10.

Mitarbeiter von Herausgebern
Sind, was oft der Fall ist, zusätzlich zu den Herausgebern auch Mitarbeiter genannt, wird man sich bemühen, auch diese anzugeben.

Beispiel:

    Cozzi, Gaetano: "Venedig, eine Fürstenrepublik?" in: Republiken und Republikanismus im Europa der Frühen Neuzeit, hg. von Helmut Königsberger unter Mitarbeit von Elisabeth Müller-Lückner (Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien, Bd. 11), München 1988, S. 41 - 56.

     

Koenigsberger 

Will man den Band mit Mitarbeiterin angeben, sieht man sich vor eine große Schwierigkeit gestellt: Wohin mit den Mitarbeitern? Die Notlösung, die viele in dieser Situation wählen: Sie lassen die Mitarbeiter weg.

     Helmut Königsberger (Hg.): Republiken und Republikanismus im Europa der Frühen Neuzeit (Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien, Bd. 11), München 1988.

Es geht aber, wenn auch nicht schön, doch anders:

    Helmut Königsberger (Hg.): Republiken und Republikanismus im Europa der Frühen Neuzeit, unter Mitarbeit von Elisabeth Müller-Lückner (Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien, Bd. 11), München 1988.

Eine solche Lösung dürfte sich, wenn sie auch den Inhalt des Titelblattes wiedergibt, doch höchst selten finden.

    Helmut Königsberger (Hg.), Elisabeth Müller-Lückner (Mitarb.): Republiken und Republikanismus im Europa der Frühen Neuzeit, (Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien, Bd. 11), München 1988.

Festschriften
Bei Festschriften wird – darauf ist in diesem Falle besonders sorgfältig zu achten – stets der genaue Wortlaut nicht nur des Titels des Bandes, sondern auch der Bezeichnung als Festschrift angegeben. Das ist wichtig, weil diese in vielen Katalogen nicht nach dem Namen des Herausgebers oder dem Titel, sondern unter der Festschriftbezeichnung aufgeführt sind.

Beispiele:

    Festschrift Hans Meier zum 60. Geburtstag.

    Festschrift für Hans Meier zum 60. Geburtstag.

    Festgabe für Hans Meier zum 60. Geburtstag.

Wenn Sie einen Zettelkatalog haben und ihnen die präzise Angabe fehlt, suchen Sie halbe Ewigkeiten, bis Sie das Gesuchte auch gefunden haben.

Wenn die Festschrift einen weiteren Titel trägt, ist das Problem entschärft, doch wird von vielen auch dann auf der genauen Wiedergabe der Festschriftbezeichnung bestanden, wobei die Abkürzung FS nicht selten verwendet wird.

    Elefanten in Afrika. Festschrift für Wim Wenders zum 60. Geburtstag.

    Elefanten in Afrika. FS für Wim Wenders zum 60. Geburtstag.

2. Zeitschriften

Beispiel:

    Mecenseffy, Grete: Habsburger im 17. Jahrhundert. Die Beziehungen der Höfe von Wien und Madrid während des Dreißigjährigen Krieges; in: AÖG 121 (1955), S. 1-91.

In diesem Fall wird man in der Zeitschrift AÖG (Archiv für österreichische Geschichte), Band 121, den gesuchten Artikel finden.

Bei geläufigeren Zeitschriften gibt man oft nur Abkürzungen an, die von vielen Autoren dann auch nicht in das Abkürzungsverzeichnis aufgenommen werden. Man sollte in dem Fall aber wenigstens im Abkürzungsverzeichnis auf die Standartabkürzungsverzeichnisse verweisen oder aber auch diese Abkürzungen selbst im eigenen Verzeichnis auflösen.

Das Ausschreiben von so bekannten Kürzeln wie HZ (Historische Zeitschrift) wirkt leicht unbeholfen. IASL kennt nun wiederum nicht jeder, weshalb man es ausschreiben kann.

Die Nennung des Bandes in der oben zitierten Form (AÖG 121, HZ 14, ZhF 7) dürfte die üblichste sein. Überlicherweise löst man auch Bandangaben in römischen Ziffern auf.
Nennungen verschiedener Hefte eines Jahrganges werden meist nur dann angegeben, wenn jedes Heft eine eigene Seitenzählung hat. In diesem Falle aber ist es unumgänglich.

Zum Band wird auch die Jahresangabe, meist in Klammern oder abgetrennt durch ein Komma, angegeben. Dies zum einen, weil man stets wissen möchte, von wann eine Publikation stammt, zum anderen gibt es zusätzliche Sicherheit – häufig erscheinen Zeitschriften in mehreren Heften im Jahr, teilweise werden die Bandangaben in römischen Ziffern gewählt, was nicht selten zu Unklarheiten oder Fehlern führt, die über die Jahresangabe korrigiert werden können. Das kann dann so aussehen:

    AÖG 121 (1955)

    Römische Historische Mitteilungen 5 (1961/62)

    Frühneuzeitinfo 1, 1991

    Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte 52, 1957

Mehrteilige Zeitschriftenaufsätze
Relativ selten kommt es vor, dass Aufsätze in verschiedenen Heften oder auch Jahrgängen einer Zeitschrift nach und nach veröffentlicht werden. Bei diesen stellt man die Einzelangaben chronologisch zusammen:

Ein erfundenes Beispiel:

    Franz Müller: Der Fortsetzungroman; in: Philologie 9 (1953), 1-17, 43-55, 10 (1954), 33-65.

3. Das Wörtchen “in”

Eine große Freude für alle Liebhaber des bibliographischen Details ist die Handhabung des kleinen Wörtchens "in" und seiner Umgebung.
Dieses Wörtchen ist ein Element, das Sie bei der Angabe des Titels erst hinzufügen, es steht ja so weder in den Zeitschriften noch Sammelbänden. Es ist von allen Hinweisen auf die Herkunft eines Artikels aus einem unselbständigen Publikation das häufigste, nur selten wird darauf verzichtet.
Es ginge freilich auch so:

    GRETE MECENSEFFY: Habsburger im 17. Jahrhundert. Die Beziehungen der Höfe von Wien und Madrid während des Dreißigjährigen Krieges. AÖG 121 (1955), S. 1 - 91.

Das "in" macht aber, anders nur die Interpunktion, fast unmissverständlich deutlich, dass die Nennung des Titel des Artikels abgeschlossen ist und nun gesagt wird, wo der Text zu finden ist. Die Umgebung bestimmt dies freilich mit, wie das Beispiel unten zeigt.

    Wim Wenders Elefanten in Afrika.                                                 (?!?)

    Wim Wenders, Elefanten; in: Afrika.                                              (Autor, Titel und Zeitschrift)

    Wenders, Wim: Elefanten in Afrika; in: Zoologische Studien.              (Autor, Titel und Zeitschrift)

    W IM WENDERS: Elefanten in Afrika; in: Zoologische Studien.              (Autor, Titel und Zeitschrift)

Das "in" und seine Umgebung haben also die Aufgabe klarzustellen, wo Titel und Fundstelle sich scheiden. Wie an den obigen Darstellungen bereits deutlich geworden sein dürfte, sind auch hier zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten in Gebrauch. Die häufigsten seien kurz genannt: 
; in:
. In:
, in:

4. Mehrbändige Werke
Bei mehrbändigen Werken wird die Zahl der Bände oft durch römische Zahlen bezeichnet. Es ist freilich auch geläufig, die arabische Zahl mit einer Abkürzung für Band zu benuten. In den Details herrscht eine große Vielfalt der Problemlösungsmöglichkeiten.

Gesamtangabe

Feger1 

Feger2 

Feger3 

OTTO FEGER: Geschichte des Bodenseeraumes, I-III, ND Sigmaringen 21971-1981 (11956-63).

OTTO FEGER: Geschichte des Bodenseeraumes, 3 Bde., ND Sigmaringen 21971-1981 (11956-63).

An diesem Beispiel kann man gut sehen, daß es durch die Druckgeschichte bedingte Konstellationen geben kann, in denen es sinnvoll oder gar nötig wird, die Bände, wenn sie einzeln zitiert werden, auch einzeln aufzuführen.

Einzelbandangabe
Bei der Angabe von einzelnen Bänden gibt man die Stellung des Einzelbandes im Gesamtwerk an. Dabei fällt bei vielen das Komma vor der Bandangabe weg.

    OTTO FEGER: Geschichte des Bodenseeraumes I, ND Sigmaringen 21971 (11956).

    OTTO FEGER: Geschichte des Bodenseeraumes Bd. 2, ND Sigmaringen 21971 (11956).