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1. Verständlichkeit Das oberste Ziel ist, eine Aussage
so zu kommunizieren, dass alle, die sie lesen, sie auch verstehen und als wissenschaftlichen Beitrag ernst nehmen können. Dazu gehört eine einigermaßen nüchterne Sprache. Denn eine metaphorisch aufgeladene Sprache wandelt auf der
Grenze zwischen Subjektivität und Objektivität. So können Sprachbilder, Metaphern und rhetorische Wendungen
für reichlich Lesevergnügen sorgen. Ob sie ein einheitliches Verständnis des Textes bei den Lesern hervorrufen, ist nicht immer gesichert. Selbst wenn man nicht davon ausgehen kann, dass beim Leser/Hörer stets genau das ankommt, was der Autor ‘gemeint’ hat, sollte der Versuch unternommen werden, ‘Lesernähe’ herzustellen. Und das bedeutet, die sprachlichen Gepflogenheiten des jeweiligen Diskurses zu kennen und – weitgehend – zu beachten, so vielfältig sie auch seien mögen. Allerdings ist dies nicht als ein Plädoyer für einen banalen Schreibstil und eine Sprache der Bauernregeln zu verstehen. Abstraktionsniveau und Stil sollten jedoch dem Diskurs angemessen sein.
Das bedeutet auch konkret,
- dass persönliche Meinungen und Einschätzungen
deutlich von den Darstellungen eines Sachverhaltes oder einer Untersuchung getrennt werden. So mag es durchaus sein, dass der Autor die von ihm untersuchten Hexenverbrennungen für grausam und inhuman hält (alles andere wäre erschreckend). Dennoch sollte er sich bei der Schilderung historischer Einzelfälle mit entsprechenden Bemerkungen so weit wie möglich zurückhalten. Das ist, wie die Geschichtsschreibung über das Dritte Reich zeigt, nicht immer einfach und bisweilen wohl kaum vermeidbar. Gelegenheiten für Werturteile und Kommentare dieser Art bieten das Einleitungskapitel und der Schluss, die den Hauptteil gewissermaßen eingrenzen und zu seinem Verständnis wichtige Hinweise liefern.
- dass blumige Redewendungen und Metaphern
dort vermieden werden, wo sie Missverständnisse produzieren könnten. So können Analogien zwischen biologischen und sozialen Phänomenen bisweilen die Anschaulichkeit steigern. Werden sie hingegen modellhaft und dann inflationär gebraucht, können sie das Phänomen verstellen. So gibt es weder einen ‘Volkskörper’ noch ist das Bild von den ‘Gliedern einer Gesellschaft’ eine objektive Zuschreibung. Diese Körper-Gesellschaftsmetaphorik ist in vielerlei Hinsicht irreführend, denn sie verwischt denn Unterschied zwischen Biologie und gesellschaftlichen Strukturen, die letztlich den kulturellen Intentionen menschlichen Willens folgen. Diese Problematik ist zudem selbst wieder ein Fall für wissenschaftliche Untersuchungen, denn eben die Gleichsetzung von Natur entspringt zeitlich zuschreibbaren Denkmustern und bestimmten kulturellen Rahmenbedingungen.
- dass die Sprache des Forschungsgegenstandes
weitgehend vermieden oder zumindest typographisch gekennzeichnet verwendet wird. Oft genügt das aber nicht, wie das besonders prekäre Beispiel des umstrittenen britischen Historikers
David Irving
belegt. In seiner nicht empfehlenswerten Goebbelsbiographie beschreibt er die bekannte Tatsache, dass die Nazis den jüdischen stellv. Polizeipräsidenten von Berlin, Bernhard Weiß als “(Esel) Isidor” verunglimpften. Irving verwendet diese Bezeichnung auch in seinem Erzähltext und dokumentiert damit - gelinde gesagt - eine gewisse Sympathie gegenüber der Dramaturgie solch unsäglicher Kampfparolen.
Ziel verantwortungsvollen Arbeitens muss es jedoch sein, die Ebene der eigenen Sprache und die der untersuchten Personen auseinander zu halten.
dass der Sachverhalt in einer klar gegliederten und systematischen Argumentation
vermittelt wird. So sollte sich ein Argument aus dem vorherigen erschließen oder eine historische Reihenfolge als solche erkennbar gemacht werden. Andere Textordnungen können thematischer Art sein, sich an Personen orientieren oder den Themen- und Zeitfluss ganz unterlaufen. Letzteres sollte dann aber mit reichlich Geschick gehandhabt werden und ist bis heute nur wenigen gelungen.
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