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Marcus Sandl, Universität Konstanz

Der Zusammenhang von Geschichte und Philosophie ist in seinem Kern ein Zusammenhang von Zeit und Sinn. Zeit an sich verhält sich gegenüber jeder Sinngebung zunächst einmal neutral; sie besitzt per se keine tiefere Bedeutung, sondern ist lediglich ein Modus, der ein Ereignis, einen Prozess oder auch ein menschliches Leben strukturiert. Gerade die Erfahrung der Endlichkeit menschlicher Existenz hat mit ihren Dimensionen von Erinnerung, Gegenwartswahrnehmung und Zukunftserwartung seit jeher zu einer engen Verbindung von Zeit und Sinn geführt.
Die Zeitlichkeit menschlicher Existenz verlangt, wie es scheint, nach Antworten nach ihrer Bedeutung.
1 Das gilt sowohl individuell als auch kollektiv, also bezogen auf die soziale Existenz des Menschen. Komplementär zur individuellen Endlichkeit gehört die Geschichtlichkeit der eigenen Gattung zur Grunderfahrung des Menschen. Zwischen den Polen individueller Endlichkeit und kollektiver Geschichtlichkeit spannt sich ein Bogen, der immer wieder Anlass zu umfassenden Sinnentwürfen der Zeit gegeben hat.

1 Vgl. Martin Heidegger: Sein und Zeit, 16. Aufl., Tübingen 1986; Reinhart Koselleck: Historik und Hermeneutik, in: Ders. / Hans-Georg Gadamer: Historik, Sprache und Hermeneutik. Eine Rede und eine Antwort, Heidelberg 1987, S. 7-36.

 

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